Schrödingers Stendel

Trotz des Abstiegs verbreitete sich in den letzten Wochen im Umfeld von 96 erstaunlich viel Zuversicht und teilweise sogar an Euphorie grenzender Optimismus. Dieser Stimmungsumschwung trägt ziemlich deutlich den Namen des neuen Cheftrainers Daniel Stendel. Doch es gibt gewisse Aspekte, die die gute Laune bald wieder trüben könnten.

Das natürliche Ende der Begeisterung

Schon wenige Tage nach seinem Amtsantritt, wenn nicht sogar direkt nach seiner Vorstellungs-PK, konnte sich Daniel Stendel großer Beliebtheit bei einer Mehrheit der hannoverschen Fans sicher sein. Neben seiner Vergangenheit als 96-Aktiver spielt in den Stimmungswandel allerdings auch der klassische Reflex nach einem Trainerwechsel hinein: Am Anfang ist eigentlich alles toll, weil es neu ist. Stendels wenig eloquentes, eher introvertiertes Auftreten wird als authentisch und bodenständig gelobt, seine Trainingsgestaltung mit spaßigen Übungen als Grundlage des Erfolgs verstanden. Es ist keine besonders gewagte Prognose, dass sich beides spätestens nach vier Niederlagen oder zu wenigen Siegen in Kritikpunkte verwandeln würde. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wird der Stürmer der Aufstiegsmannschaft von 2002 zwar sicherlich den Identifikationsfigur-Bonus auf seiner Seite wissen können. Aber früher oder später wird wohl auch dieser Faktor nicht mehr wirken.

Michael Frontzecks anfänglich überschwänglich gepriesene Gelassenheit wurde im Misserfolgsfall zum Vorwurf der Teilnahmslosigkeit. Und als Thomas Schaaf das Amt übernahm, war man sich einig: Die lautstarken, strengen Korrekturen im Training seien genau der richtige Weg, nicht wie bei seinem Vorgänger, der meistens in der Beobachterrolle verblieb (was damals wiederum als wohltuende Abwechslung zu all den Selbstdarstellern empfunden worden war). Wenn ein neuer Trainer viele Wechsel in der Startaufstellung vornimmt, lobt man ihn für „konsequentes Durchgreifen“ oder hofft auf eine Signalwirkung in die Mannschaft. Wenn der gleiche Trainer dann entlassen wird, heißt es, er habe es nicht geschafft, eine verlässliche Stammelf zu finden. Jede Änderung wird solange als gut empfunden, bis sie den Reiz der Abkehr vom alten, erfolglosen Modell verliert. Auch aktuell stoßen Stendels Herangehensweise und Stil zunächst einmal grundsätzlich auf breite Zustimmung. Aber bei 96 wurde in den letzten Jahren oft genug demonstriert, dass die Begeisterung über die Änderungen eines neuen Trainers von kurzer Dauer sein kann.

Fragen nach der Substanz

Das Vermeiden von sportlichem Misserfolg ist also zum Herauszögern der Katerstimmung nach dem fast schon euphorischen Grundgefühl der letzten Wochen umso wichtiger. Dass dieses Ziel mit denselben taktischen Mitteln erreicht werden kann, die zuletzt für eine Atmosphäre wie nach dem Einzug in den Europapokal gesorgt haben, ist allerdings nicht zwangsläufig anzunehmen. Den spielerischen Wandel nach Stendels Amtsübernahme zeichnete vor allem eine deutlich gesteigerte Intensität in Richtung des gegnerischen Tores aus: Sowohl mit als auch ohne den Ball legte 96 im Vorwärtsgang eine höhere Aktionsrate als in den vorangegangenen Wochen an den Tag und konnte mit einem schnörkellosen, hemdsärmeligen Fußball das Publikum überzeugen.

Sprints+km

Auffällige statistische Veränderungen nach Stendels Amtsantritt: Gesteigerte Intensität im Spiel (gekennzeichnet durch deutlich mehr Sprints) und ein kohärenteres, höheres Pressing (gekennzeichnet durch eine in der Spitze unauffällige, aber konstant hohe Gesamtlaufleistung).

Stendel betonte mehrfach, dass die Mannschaft seine Vorgaben und seine Vorstellung vom Spiel schon zu großen Teilen habe umsetzen können. 96 hielt sich nicht lange mit dem Spielaufbau auf, sondern bereitete sich frühzeitig auf den langen Schlag in die Spitze vor, um den Ball entweder direkt hinter die Abwehr weiterzuleiten oder zumindest den Abpraller zu attackieren. Möglichst schnell wird auch in diesem Szenario der Schnittstellenpass gesucht, der dann entweder als Vorbereitung für den Weg zum Tor dient oder eine Flanke nach sich zieht. Damit konnte 96 die schnellen Flügelspieler einsetzen und erzeugte vor allem eine sehr große Masse an Abschlüssen. Viele Schüsse wurden nach schnellen, fast hektischen Angriffen abgegeben und einige Spielzüge aus ungünstigen Positionen beendet. Die Stendel-Elf stand bei ihren sechs Auftritten somit zwar für eine große Offensivproduktivität, erspielte sich aber gemessen daran eher wenige Chancen mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit.

Spg-Vgl

Ausweis der ausgeprägten Direktheit im Angriffsspiel unter Daniel Stendel: Deutlich weniger Pässe pro aus dem Spiel abgegebenem Schuss.

Inwiefern ein solcher Ansatz in der nächsten Saison ausreichen wird, in der 96 als finanziell weit überlegener Absteiger in der Favoritenrolle gegen destruktiv ausgerichtete Zweitligisten mit äußerst überschaubaren spielerischen Ambitionen antreten wird, ist eine berechtigte Frage. Mit Iver Fossum, Artur Sobiech und den Flügelsprintern werden zwar für die bisherige Interpretation des Offensivspiels wichtige Akteure auch in der neuen Spielzeit bei 96 auflaufen. Aber insbesondere zum Aufholen eines Rückstands wird 96 deutlich mehr Variation im Angriffsspiel an den Tag legen müssen, um die höhere individuelle Qualität im Kader auch in Punkte umwandeln zu können.

Bisher sollte die richtige Torgefahr primär durch schnelle Gegenangriffe über die Flügel erzeugt werden. Tief aus der eigenen Hälfte startend konnte 96 den sich bietenden Platz in der gegnerischen Hälfte nutzen und mit seinen sprintstarken Außenstürmern in den Angriff übergehen. Wenn sich die Roten in der nächsten Saison selber in eine überwiegend spielmachende Rolle begeben müssen, wird aber zumindest die Anzahl solcher Situationen geringer ausfallen. Sich auf eine weiterhin hohe Verwertungsquote der dann noch seltener auftretenden offensiven Umschaltmomente zu verlassen, wäre problematisch. Stattdessen würden die spielerischen Defizite von Akteuren wie Felix Klaus, Marius Wolf, Charlison Benschop oder Noah-Joel Sarenren-Bazee stärker ins Gewicht fallen. Vor allem die jungen Flügelspieler müssten einen ungewöhnlich schnellen Entwicklungsprozess an den Tag legen, um der Mannschaft auch im Ballbesitz gegen einen tief stehenden Gegner helfen zu können. Ohne Hiroshi Kiyotake und Manuel Schmiedebach, deren Verbleib sehr unwahrscheinlich oder zumindest fraglich ist, klafft im 96-Kader für solche Spielsituationen eine nicht adäquat zu füllende Lücke.

Guardiolas möglicher Irrtum

Selbst das taktische Prunkstück unter Stendels Regie kann einen Erfolg in der zweiten Liga nicht garantieren: Das aggressive, mutige Angriffspressing war vor allem gegen spielerisch ambitionierte Gegner ein sehr wirksames Mittel, um den Spielfluss zu unterbinden und den Rhythmus auch ohne den Ball zu diktieren. 96 störte schon wenige Tage nach Stendels Amtsübernahme den Gegner an seinem eigenen Strafraum, ließ ihn nicht in Ruhe das Spiel eröffnen und zwang ihn zu langen Bällen. Dass Hannover auch beim deutschen Rekordmeister nicht von dieser Linie abwich, nötigte Bayerns Trainer Pep Guardiola Respekt ab und verleitete ihn zu der Prognose, mit diesem Spielstil könne Stendel seinen Verein sofort wieder in die erste Liga führen.

Doch sein Videostudium als Vorbereitung auf ein Testspiel gegen den VfL Bochum hat Guardiola wohl einen falschen Eindruck von der zweiten Liga vermittelt. Denn im Gegensatz zum Ruhrpott-Verein legen nur die wenigsten Zweitligisten Wert auf einen flachen Spielaufbau. Der lange Ball ist im Fußball-Unterhaus das Mittel der Wahl. Insofern würde die Umsetzung des bisherigen Pressings einen geringeren Nutzen nach sich ziehen. Da 96 sehr enge Manndeckungen im Pressing eingeht, werden viele Gegner nicht einmal mehr versuchen, mit flachen Pässen nach vorne zu kommen. Ohne flache Pässe des Gegners gibt es für 96 aber keine Möglichkeit für Balleroberung in der Nähe des Tores. Somit würde das Zustellen und die hohe Verteidigungslinie, wie 96 es bisher praktizierte, nur den ohnehin kaum vorhandenen Spielaufbau des Gegners abwürgen, aber eher nicht für Möglichkeiten zum schnellen Torabschluss sorgen. Nach dem langen Ball in die Spitze wäre 96 im Idealfall einfach nur wieder gegen einen defensiv kompakten Gegner im Ballbesitz und müsste selber kreativ werden.

Sogar der diesjährige Aufsteiger RB Leipzig konnte von seinem im Vergleich mit dem Stendel-96 variantenreicheren und weniger extrem mannorientierten hohen Pressing nicht in dem Ausmaß profitieren, wie es in der ersten Liga zu erwarten ist. Die sehr stark auf das Spiel gegen den Ball ausgerichtete Spielstrategie des Zuckerwasser-Klubs war zwar meistens die Grundlage für eine gewisse Spielkontrolle. Für die Torgefahr musste hingegen oft die sehr hohe individuelle Qualität des Rasenball-Kaders herhalten. Dass 96 an ein solches Ausmaß an spielerischer Klasse herankommen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Die Begegnungen in der zweiten Liga würden ohne Anpassungen im Pressing eher den Verlauf aus der Anfangsphase gegen Ingolstadt nehmen, als 96 bis zur roten Karte des Gegners kaum ins Spiel fand. Stendel sollte also taktische Alternativen zum mannorientierten Angriffspressing anzubieten haben, wie es mit dem kollektiven Aufrücken aus einer kompakteren Grundordnung schon ansatzweise gezeigt wurde. Erneut können wir als Außenstehende heute noch nicht beurteilen, inwiefern diese ersten Anzeichen von Variabilität einen optimistischen Blick in die Zukunft erlauben.

Die Unmöglichkeit einer Prognose

Die derzeitige rosige Stimmung im Umfeld von 96 könnte sich also kurzlebiger gestalten, als allen Fans lieb sein dürfte. Weder die Begeisterung über Michael Frontzecks Sprengen der „taktischen Fesseln“ seines Vorgängers, noch die Freude über Thomas Schaafs zupackende Art waren von langer Dauer. Stendel und seinem Trainerteam wird es qua Herkunft sicherlich länger gelingen, den neuen Schwung aufrecht zu halten. Aber auch für ehemalige 96-Profis ist der sportliche Erfolg maßgeblicher Faktor für die dem Verein entgegengebrachte Stimmung. Ob der 42-Jährige die hohen Erwartungen auch erfüllen kann, ist für nur sporadische Begleiter der U19 zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich zu beantworten.

Man muss hoffen, dass ihm die Entwicklung von der Außenseiter-Spielweise zu einem variableren Fußball mit einer neu zusammengestellten Mannschaft von den Entscheidungsträgern aus einem ganz besonderen Grund zugetraut wird: Weil sie die richtigen Fragen gestellt haben. Stendels erste Mission, die Mannschaft wiederzubeleben und die Stimmung im Umfeld zu drehen, ist ihm hervorragend gelungen. Seine Eignung für eine Situation mit ganz anderen sportlichen Herausforderungen kann außer Martin Bader und Martin Kind kaum jemand einschätzen, sodass es aus sportlicher Sicht zunächst nur bedingt Gründe für uneingeschränkten Optimismus gibt. Denn nur mit Leidenschaft und regionaler Identifikation allein ist noch niemand aufgestiegen, obwohl das spielerische Niveau der zweiten Liga seit langem sehr bescheiden ausfällt. Die Vereinsverantwortlichen scheinen sich sicher zu sein, dass 96 unter seinem neuen Trainer in diesem Umfeld herausstechen kann. Für alle anderen, die es mit 96 halten, ist Daniel Stendel in der Zwischenzeit sozusagen genau der richtige und gleichzeitig leider kein geeigneter Trainer.

20 Kommentare

  • AlbertC sagt:

    Danke, leider ein schöner Artikel. Die Klasse halten, ist leichter als aufzusteigen. Klasse halten hätte ich Stendel zugetraut bei ausreichender Anzahl von Spielen, als Aufstiegstrainer sehe ich ihn eher skeptisch.
    96 hatte schon immer ein Problem, Gegner zu bespielen, die sich hintenreinstellen.
    Wie dieses Manko in der nächsten Saison behoben werden soll, ist die Frage.
    Dass Spieler wie Klaus oder Benschop einem da helfen können, vermag ich nicht zu glauben.
    Bleibt zu hoffen, dass Stendel taktisch variabler zu agieren vermag als seine Vorgänger.

    Zu Deinem Artikel: Der Titel „Schrödinger Stendel/Katze“ erschließt sich mir auf Anhieb nicht. Eine Prognose aus quantenmechanischer Sicht?

    Den Schlusssatz “ Für alle anderen, die es mit 96 halten, ist Daniel Stendel in der
    Zwischenzeit sozusagen genau der richtige und gleichzeitig leider kein
    geeigneter Trainer.“ versteh ich auch nicht ganz. „Zwischenzeit“? Gleichzeitig „richtig“ & „nicht geeignet“?
    96 will nächste Saison hinter Stuttgart und vor dem Club, St. Pauli und weiteren Teams den zweiten Platz belegen. Kann gelingen, da alle diese Mannschaften mehr mit eigenen Problemen zu kämpfen haben, als eine Favoritenrolle zu beanspruchen – Favorit ist 96 mit dem aktuellem Kader in meinen Augen nicht.

    • Jaime sagt:

      Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich unter den Lesern auch Experten der Quantenmechanik befinden. Deshalb hab ich drauf spekuliert, dass die ziemlich holpernde Metapher nicht auffällt. Jedenfalls ist es so gemeint, dass wir ohne Kenntnisse über Stendels Pläne zur Weiterentwicklung des 96-Spiels im Moment (die „Zwischenzeit“, also bis zum vielleicht 10. Spieltag nächste Saison) nicht sagen können, ob er der richtige Trainer ist. Bader/Kind scheinen das so zu sehen, aber leider haben beide ja eine Vergangenheit bei dem Thema, die einen skeptisch werden lassen kann. Deshalb müssten wir als externe Beobachter Stendel im Moment in Anlehnung an Schrödingers Katze gleichzeitig gut und schlecht finden.
      Wie gesagt, der Vergleich ist ein bisschen rumpelig, weil die Interpretation von der Gleichzeitigkeit konkurrierender Zustände beim Schrödinger-Gedankenexperiment auch nicht unbedingt die zutreffende Deutung ist, wenn ich das richtig im Kopf habe. Und eigentlich passt auch der Rahmen (Fußball) nicht dazu, weil es bei Schrödinger um ein geschlossenes System geht… Aber ich wollte zumindest den Eindruck erwecken, hin und wieder auch über anspruchsvollere Sachen nachzudenken als über Fußball.

  • AlbertC sagt:

    Let’s talk about football:
    Pep Guardiola, der in Deutschland keine Interviews gab (Wofür jetzt einige nachtreten und Guardiola lauthals in Frage stellen und sich ein Vernügen daraus machen, Guardiola als Trainer und Mensch zu bewerten.), hätte für ein Interview mit niemalsallein.de, vermute ich, eine Ausnahme gemacht:
    „Einen Grund dafür nannte Guardiola im Februar auf einer Pressekonferenz: „Ich
    liebe es, über Fußball, über Taktik zu sprechen. Doch es gibt hier
    Zeitungen, die es in drei Jahren geschafft haben, nicht eine einzige
    fußballerische Frage zu stellen.“ … Eine Art Hilferuf: Lasst uns über Fußball reden!“
    http://www.spiegel.de/sport/fussball/pep-guardiola-schweigen-als-taktik-a-1093866.html

    Da kann ich mitfühlen, wie ich hier mir ja schon mal anzumerken erlaubte, dass man, ob Kicker, Madsack, TV oder Fan-Foren, in Deutschland so gut wie nichts über Fußballtaktik erfährt – als sei es ein Tabu. Vor allem wird sich über die angeblichen Einzelleistungen von Spielern, die entsprechend benotet werden, und über herausstechende Aktionen.ausgelassen.

    Wenn ich in die Foren linse, sind aktuell die meisten glücklich, weil Spieler wie Anton und Sarenren-Bazee gerade bis 2020 (ohne Ausstiegsklausel ! – man glaubt es kaum) unterschrieben haben und sich damit angeblich zu 96 „bekannt“ haben. Wichtig ist vor allem, dass ein Spieler sich mit 96 identifiziert (was immer das konkret für den Mannschaftserfolg bedeudet) – schlimmstenfalls ist von Stallgeruch die Rede.
    Interessant, dass das vielen Fans derart wichtig ist.
    Mir reicht es, wenn 96 einen guten Profi, der ins System oder in die angepeilten Systeme passt, unter Vertrag nimmt.

    • JaboIbehre sagt:

      Ganz schnell zu den Spielern, soweit ich dazu etwas gelesen/gehört habe:

      Die Frist, bis zu der Hoffmanns Ausstiegsklausel galt, ist bereits abgelaufen. Soll keine ersten Anfragen gegeben zu haben.

      Felipes Vertrag sollte ja verlängert werden (so um den 25. Spieltag herum gab’s mal entsprechende Berichte), aber das scheint nie passiert zu sein. Das auffallende Schweigen zu dieser Personalie in den letzten Wochen deute ich mal so, dass es auch nicht mehr passieren wird.

      Szalai, Maximin und Milosevic kehren zu ihren Stammvereinen zurück, wobei 96 letzteren gerne halten würde. Soll aber erstklassige Interessenten für ihn geben.

      Marcelo soll/will in der not-so-Süperlig bleiben und für Erdinc sucht man auch dort und in Frankreich (um jeden Preis?) einen Verein; Rückkehr wird ausgeschlossen.

  • JaboIbehre sagt:

    Dankeschön für die ausführliche Betrachtung der Stendel-Situation. Ich „fühle“ genauso. 😉

    Wobei bei mir auch mehr und mehr die Zweifel überwiegen, ob man wirklich ausreichend bedacht hat bzw. bedenkt, welche Anforderungen die 2. Liga an unsere Spielweise stellen wird; insbesondere in der Rolle als Favorit. In den Interviews, die man dieser Tage von Stendel und Co. lesen und hören konnte, ist jedenfalls nie davon die Rede. Freilich fragt ja auch kein Medienschaffender danach…

    Grad heute im kicker äußert sich Stendel sinngemäß dazu, dass die Qualität unserer Bundesligaerprobten Spieler am Ende wohl entscheidend sein werde und man im „Dagegenhalten“ besser sein müsse als die Gegner. Aha. Ansonsten: Identifikation, Deutsch sprechen. Und ausnahmsweise mal nichts über junge Spieler.

    Naja, wollen wir alles mal nicht überbewerten, wo’s ja eigentlich noch nichts zu bewerten gibt.

  • you_never_walk_alone sagt:

    Das, was ich bisher vom Tranfergeschehen mitbekommen habe, sieht so aus, dass uns die relativ spielstarken Spieler verlassen und im Gegenzuge schlagen bei uns spielerisch limitierte Zweitligaspieler auf. Das erscheint mir naheliegend und voraussehbar Was sollte auch erstligataugliche Spieler dazu bewegen, zu 96 zu wechseln?
    Also müsste 96 in meinen Augen vor allem ein sehr gutes Scouting haben, um Spieler zu verpflichten – die dann zwar möglicherweise nicht das 96-Kriterium der Deutschsprachigkeit erfüllen, die andere dafür noch nicht auf den Zettel haben.
    Freiburg z.B. soll ja angeblich über eine gute Scoutingabteilung verfügen.

    Und daran, so meine Befürchtung, mangelt es bei 96.
    Martin Kind sprach zwar von der Notwendigkeit, das Scouting zu verbessern, aber, so mein Eindruck, passiert ist da bisher nichts Substantielles.

    • JaboIbehre sagt:

      Wenn die Devise lauten soll, den Ball lang nach vorn zu kloppen und um zweite Bälle zu kämpfen, wäre so eine Personalpolitik doch u. U. ganz konsequent… 😉

      • you_never_walk_alone sagt:

        Da klingt für mich eine gewisse Frustration heraus.,
        Aber ich denke, dass wir Langholz von Stendel nicht zu erwarten haben.

        Ich bin ehrlich gesagt frustriert, nicht wegen des Abstiegs, der stand für mich schon seit Saisonbeginn so gut wie fest, sondern wegen der Transferpolitik. Wurde die der letzten Saison mit dem späten Klassenerhalt am 34. Spieltag entschuldigt – späte Planungssicherheit, hoffte ich, der früh feststehende Abstieg würde uns einen Vorteil in der Saisonplanung gegenüber Mannschaften wie vor allem dem VFB verschaffen. Vielleicht sogar von einem Neuaufbau zu träumen, der uns in den nächsten Jahren einen ansehnlichen Fußball zu bescheren vermag.
        Mein Eindruck ist aber nicht, dass wir in der Kaderplanung dem VFB gegenüber diesen Zeitvorsprung nutzen konnten.
        Aber wie und was da hinter den Kulissen womöglich abläuft, vermag ich natürlich nicht zu beurteilen.

      • JaboIbehre sagt:

        Nee, keine Frustration bei mir; nur Augenzwinkern und leise Furcht… Man weiß ja noch nicht, was uns erwartet.

        Was die Transfers angeht, so ist die Position, die 96 innehat, ja grad nicht ganz einfach: Man hat selbst einige „Wackelkandidaten“, die noch gehen könnten und die Spieler, die für einen Zweitligisten mit Ziel Aufstieg wirklich interessant sind, sind es in der Regel auch für Erstligisten. A waiting game.

      • you_never_walk_alone sagt:

        Vielleicht gelingt es 96 ja, alle Transfers bis zum Trainingsauftakt über die Bühne gebracht zu haben.

      • Jaime sagt:

        Irgendeinen Nerd mit Nischen-Interesse, seien es die angeblichen „Fußball“-Bemühungen bei 96 oder die Art, Dauer und Entstehung von Verletzungen, gibt’s bewundernswerterweise immer: http://fussballverletzungen.com/2016/05/28/die-vereine-mit-den-meisten-muskelverletzungen-201516/

      • JaboIbehre sagt:

        Irre. Ich wollte gerade versuchen, irgendeine Argumentation pro Korkuts Trainerteam aus den Daten dort herauszulesen, aber mit Seuchenvögeln wie Andreasen, Felipe und Co. ist die Statistik dann doch nachhaltig versaut… 😉 http://i2.wp.com/fussballverletzungen.files.wordpress.com/2015/06/verletzungstage_hannover.jpg?ssl=1

        Muss also der subjektive Eindruck reichen.

        A propos: Korkut zum FCK…? Passt für mich zu den Erwartungen des dortigen Publikums ungefähr so gut wie ein Philosophiestudium zu Andy Brehme…

      • Jaime sagt:

        Naja, in der Saison vor Korkut (13/14; die Saisonvorbereitung ist ja nicht ganz unwichtig für sowas) entfielen noch 42,5 % der Ausfalltage bei 96 auf Muskelverletzungen, in seiner einflussreichsten Saison 14/15 nur noch 16,6 und letzte Saison dann wieder 28,6. Komplett kann man sowas natürlich nicht mit der Trainingsgestaltung erklären, aber diese kleine Delle sagt schon ein bisschen was aus.
        Und ich meine, wenn sogar Felipe über lange Zeit keine neuen Adduktorenprobleme hatte…

  • AlbertC sagt:

    Lese gerade die HAZ über das Transfergebahren von 96.

    96 hat Sané bis 2018 unter Vertrag und stellt dementsprechend eine
    extrem hohe Ablöse in den Raum – doppelter Wert wie unter
    Transfermarkt.de angegeben.

    Füllkrug hat Vertrag bis 2017 und Nürnberg verlangt angeblich 700.000 mehr als auf Transfermarkt.de angegeben.Wie realistisch auch immer die Angaben auf Transfermarkt.de sein mögen.

    Wie gut Füllkrug ist und ob er in die geplanten Spielsysteme und
    Kader passt, vermag ich nicht zu beurteilen. Immerhin ist er jung.

    96 sollte die Forderungen des Vertragsinhabers, des
    Clubs akzeptieren und 2 Millionen bezahlen und den Spieler so früh wie
    möglich am Mannschaftstraining teilnehmen lassen. Am Ende wird 96 eh die
    2 Millionen bezahlen müssen und nur Zeit verloren haben. Aber Zeit hat
    96 ja wie immer genug.

    Sonst geht das Ganze aus wie beim ebenfalls in Hannover gebürtigen Halstenberg.

    St. Pauli wollte seinerzeit 1 Million für den jungen Halstenberg haben.

    Auf Transfermarkt.de hatte Halstenberg zu der Zeit einen Marktwert von 800.000 – jetzt 2.5 Millionen.

    Das war Dufner zu viel und er glaubte, auf Zeit spielen zu können.

    Halstenberg wechselte dann für 3.5 Millionen nach Leipzig.

    http://www.transfermarkt.de/marcel-halstenberg/profil/spieler/70243

    http://www.transfermarkt.de/perfekt-halstenberg-wechselt-von-st-pauli-zu-rb-leipzig/view/news/210676

    http://www.transfermarkt.de/st-pauli-linksverteidiger-halstenberg-zu-hannover-96-/view/news/201385

    http://www.kicker.de/news/fussball/2bundesliga/vereine/2-bundesliga/2015-16/rasenballsport-leipzig-15778/65514/spieler_halstenberg-marcel.html

    Will 96 nun durch Transfers seinen Kader verstärken oder ist es
    einigen Verantwortlichen wichtiger, sich als gewiefter
    Verhandlungspartner zu präsentieren und als Schnäppchenjäger zu betätigen?

  • AlbertC sagt:

    Ich habe gerade das, wie ich finde, sehr lesenswerte Buch „Vom Libero zur Doppelsechs“ von Tobias Escher als eBook gelesen (und umgehend als Print gekauft und weiterverschenkt). Solche Bücher helfen einem letztlich auch, die Spielweise(n) von 96 besser einzuordnen.
    Man hat ja gerade bei den vorgestrigen Bewertungen eines Mehmet Scholl (never change a winning team) und der Zustimmung, die er daraufhin erhalten hat, wie groß der Bedarf ist, die rasanten Entwicklungen des modernen Fußballs der letzten Jahre zu verstehen und nicht auf seinem veralteten Wissen zu beharrren, sondern darauf aufzubauen. Frontzeck und Schaaf gehören ja leider auch in die Kategorie der nichtdazulernenwollenden Besserwisser. Wäre solches Wissen in Hannover breiter gestreut, wäre kaum jemand auf den Klops verfallen, Frontzeck halten zu wollen – einschließlich Martin Bader.
    Wenn man im 96-Forum liest bzw. gelesen hat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass einige meinen, diese 10-Sekunden-Regel sei eine Erfindung Slomkas. Sie stammt wohl ursprünglich aus England und wurde vor Slomka in Deutschland schon verschiedene Male angewandt. Ich zitiere Tobias Escher:
    „Joachim Löw übernahm 2006 den Posten des Nationaltrainers von Jürgen Klinsmann – ein Mann, der Anfang des Jahrtausends keine Anstellung bei einem Bundesligisten fand, wurde zum Architekt des Wiederaufstiegs der Fußballnation Deutschland. Löw führte die schwäbische Revolution des deutschen Fußballs fort, die er zusammen mit Klinsmann 2004 begonnen hatte. Hansi Flick wurde Löws Co-Trainer. Frank Wormuth bekam den Posten als Trainerausbilder. Beide stammten – wie sollte es anders sein? – aus Baden-Württemberg. Als Chef-Scout holte Löw Urs Siegenthaler, jenen Mann, der ihn einst in der Schweiz zum Trainer ausbildete. Die neue süddeutsche Schule hatte den DFB endgültig in der Hand. Bis dato konnte der Eindruck entstehen, Joachim Löw wäre ein entschiedener Verfechter des Konterfußballs. In der Tat deutete bis 2010 alles darauf hin. Gebetsmühlenartig betonte er auch nach der WM 2006, wie wichtig das schnelle Umschalten sei. Das Vorbild, sagte er immer wieder, müsse das Spiel in der Premier League sein: schnell, schnörkellos, mit möglichst geringen Zeiten am Ball. Löw rechnete seinen Spielern vor: In den ersten zehn Sekunden nach einem Ballgewinn ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, ein Tor zu erzielen. Mit der Nationalmannschaft perfektionierte Löw das schnelle Konterspiel. Es gipfelte in einer herausragenden Weltmeisterschaft 2010.“
    Wobei Löw ja letztendlich einen Ballbesitzfußball favorisierte und favorisiert.
    Mit der „10-Sekunden-Regel“ kann man auf Dauer keinen Blumentopf gewinnen (aber natürlich die Klasse halten), das wusste auch Slomka, den ich taktisch sogar ganz okay finde (aber in Hannover leider als Blender und Intrigant sein Unwesen trieb), weswegen er erfolglos umzustellen versuchte. Angesagt indes ist die 4-Sekunden- und Zonenregel von Pep Guardiola.

    Tobias Escher hat die Spielverlagerung gegründet und schreibt regelmäßig für 11Freunde und die Tageszeitung „Die Welt“.

    27 Minuten: Buchclub vom 30.06.2016
    http://www.youtube.com/watch?v=gnoHM3F7838

    Zum Buch – unbedingte Kaufempfehlung meinerseits:
    http://spielverlagerung.de/2016/04/22/vom-libero-zur-doppelsechs-eine-taktikgeschichte-des-deutschen-fussballs
    http://www.rowohlt.de/taschenbuch/tobias-escher-vom-libero-zur-doppelsechs.html
    http://www.amazon.de/Vom-Libero-zur-Doppelsechs-Taktikgeschichte/dp/3499631385

    5 Minuten: Radiointerview mit Escher über Jogi Löw
    http://www.mdr.de/kultur/videos-und-audios/audio-radio/audio-92344.html

    Escher zu Scholl:
    http://www.welt.de/sport/fussball/em-2016/article156766120/Loew-hat-gegen-Italien-alles-richtig-gemacht.htm
    http://www.11freunde.de/artikel/so-konnte-deutschland-italien-schlagen

    Escher in der Bohndesliga zu Scholl, hier der sekundengenaue Link:
    https://www.youtube.com/watch?v=mWEuB2XlKlw#t=17m53s

  • AlbertC sagt:

    Richard David Precht: „Fußball ist eine Artistik des Misslingens.“

    https://www.youtube.com/watch?v=u_zDXOGbRe4#t=15m31s

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