niemalsallein-Scouting – Andre Hoffmann

96 spielt nächste Saison mit einem neuen Trainer (?) und vermutlich stark verändertem Kader in der zweiten Liga. Für die Noch-Konkurrenz in der Bundesliga bietet sich also die Möglichkeit, bekannte und ligaerfahrene Akteure für vergleichsweise geringe Summen zu verpflichten. Diese Spieler müssen sich nicht mehr an das Niveau der Liga oder die neue Umgebung gewöhnen, die Konkursmasse aus dem 96-Abstieg muss also „nur“ noch danach ausgewertet werden, ob ein bestimmter Spieler das jeweils passende taktische Profil des suchenden Vereins erfüllt. Da wir uns einreden, uns ein bisschen mit den 96-Spielern auszukennen, können wir das auch gleich selbst übernehmen. Unsere Kompensation für ungefähr 25 grausame 96-Spiele seit April 2015: Wir scouten ein paar 96-Spieler für andere Fußballvereine. Wäre doch schade, wenn unsere Favoriten ins Ausland gehen würden/müssten. (Teil eins der kleinen Serie hier)

Wer?

Als Andre Hoffmann in der Winterpause der Saison 2012/2013 zu Hannover 96 wechselte, wurde er als Vorbote der anstehenden Kaderverjüngung betrachtet. Die Hoffnungen auf eine gute Entwicklung des gebürtigen Esseners, der mit 19 Jahren schon 37 Zweitligaeinsätze und regelmäßige Nominierungen für die Nachwuchsnationalmannschaften vorweisen konnte, erfüllten sich auch direkt: Hoffmann bestritt fast alle Rückrundenspiele von Beginn an und kam bei seinen insgesamt 16 Einsätzen sogar zu zwei Treffern. Es sprach viel dafür, dass sich 96 mit der von Mirko Slomka überwiegend im defensiven Mittelfeld aufgebotenen Neuverpflichtung eines der rar gesäten Defensivtalente in Deutschland hatte sichern können.

In der folgenden Saison konnte der gebürtige Essener seinen Stammplatz auch wegen leichter Verletzungsprobleme nicht verteidigen. Nach einigen Wochen kämpfte er sich wieder näher an die Mannschaft heran und wurde etwas öfter in einer defensiveren Rolle eingesetzt: Als 96 vor allem spielerisch immer größere Probleme offenbarte und in der Tabelle in unangenehme Regionen abrutschte, schien Mirko Slomka mit Hoffmann in der Innenverteidigung neue Impulse für den Spielaufbau setzen zu wollen. Insgesamt verbrachte er dennoch in der für ihn durchwachsenen Hinrunde mehr Zeit im defensiven Mittelfeld als in der Viererkette. Dem tabellarischen Niedergang seiner Mannschaft konnte er indes wenig entgegensetzen.

Beides änderte sich mit dem zum Jahresbeginn 2014 erfolgten Trainerwechsel: Unter Slomkas Nachfolger Tayfun Korkut eroberte sich Hoffmann seinen Stammplatz zurück und bestritt mit einer kurzen Unterbrechung die ersten beiden Drittel der Rückrunde in der Innenverteidigung. Das Auswärtsspiel in Braunschweig stellte dann allerdings sowohl für ihn, als auch für Hannover 96 eine Zäsur dar: Während Hoffmann nach einer Tätlichkeit und der roten Karte ein unrühmliches Ende in einem ohnehin enttäuschenden Spiel erlebte, startete seine Mannschaft ohne ihn in den kommenden Wochen durch. Die Serie von fünf ungeschlagenen Spielen zum Saisonabschluss musste Hoffmann von der Tribüne aus verfolgen.

Mit dem Vorsatz, die Verhältnisse wieder umzukehren und den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, ging Hoffmann in die Vorbereitung auf die kommende Saison. Allzu viel Gelegenheit blieb ihm dazu allerdings nicht vergönnt: In einem lockeren Auftaktspiel beim ersten Training nach dem Urlaub blieb er im frisch verlegten Rasen hängen und zog sich eine, wie man heute weiß, folgenschwere Verletzung zu. Die Diagnose Kreuzbandriss bedeutete zunächst das Aus für mindestens die Hinrunde. Doch bereits einige Wochen vor der ursprünglich anberaumten Rückkehr ins Mannschaftstraining geriet der Heilungsverlauf merklich ins Stocken und Hoffmann musste akzeptieren, dass sich seine Genesung verzögern würde. Während sein Comeback immer weiter in die Zukunft verschoben wurde, musste er zusehen, wie sich Marcelo nach anfänglichen Problemen immer weiter festspielte und zum Defensivstabilisator einer erfolgreichen Mannschaft aufstieg. Nach dem beispiellosen Absturz seiner Mannschaft, einem neuerlichen Trainerwechsel und dem Klassenerhalt in letzter Minute verhieß erst ein Kurzeinsatz in der Regionalliga Licht am Horizont. Nach einer kompletten Saison im Krankenstand schien Hoffmann zurück in der Spur.

In der neuen Spielzeit überraschte 96-Trainer Frontzeck allerdings mit der Erklärung, Hoffmann stelle wegen der Nachwirkungen seiner Verletzung nach wie vor keine Alternative für den Kader dar. Hoffmann blieben nur weitere Einsätze bei der Regionalligamannschaft. Auch nach dem Abklingen erneuter Kniebeschwerden spielte er in den Planungen Frontzecks keine Rolle. Die offensichtlich unterschiedlichen Auffassungen über seinen Fitnesszustand zwischen Trainer und Spieler mündeten in Wechselüberlegungen zur Winterpause, denen erst das präsidiale Veto einen Riegel vorschob. Nach dem Trainerwechsel hin zu Thomas Schaaf eröffneten sich schließlich und endlich auch für Hoffmann neue Chancen: Zum Rückrundenstart gegen Darmstadt Ende Januar 2016 stand Hoffmann wieder in der Bundesliga auf dem Platz – seit dem Spiel in Braunschweig im April 2014 hatte er auf seinen nächsten Startelfeinsatz warten müssen.

Hoffmanns Rückkehr schien damit endgültig gelungen zu sein. Thomas Schaaf schenkte dem 1,88 Meter großen Defensivspezialisten trotz schlechter Ergebnisse in den ersten sieben Spielen das Vertrauen im zentralen Mittelfeld. Doch wie immer in seiner bisheriger Karriere währte das Glücksgefühl nicht lange: Hoffmann fiel den Versuchen Schaafs zum Opfer, über Personalwechsel und Systemumstellungen den Umschwung herbeizuführen, und fand sich auf der Ersatzbank wieder. Nach Gerüchten um interne Kritik am Trainer war für den mittlerweile 23-Jährigen nicht einmal mehr Platz im Kader. Dorthin fand er erst nach der Trennung von Schaaf unter Interimsnachfolger Stendel zurück und konnte seitdem immerhin einen Kurzeinsatz verzeichnen. Aber auch die leichte Verbesserung seiner Position nach Schaafs Abgang kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hoffmanns Karriere in den letzten zwei Jahren alles andere als positiv verlaufen ist. Von einer roten Karte erst aus der Startelf und anschließend von einer in der Saisonvorbereitung zugezogenen Knieverletzung auch noch aus dem Kader gespült zu werden, hätte für eine Laufbahn eigentlich bereits genügt. Mit dem merkwürdig schleppenden Heilungsverlauf und einem offenbar angespannten Verhältnis zu den zwei folgenden Trainern hat Hoffmann sein Maß an Rückschlägen in der Karriere übererfüllt. Seine Position auf dem Spielermarkt dürfte dementsprechend geschwächt sein. Allenfalls die eher geringe festgeschriebene Ablösesumme von angeblich zwei Millionen Euro nach dem 96-Abstieg könnte für ein Aufhorchen bei der Konkurrenz sorgen.

Was?

Wie gesehen hat Andre Hoffmann bisher auf zwei Positionen gespielt: In der Innenverteidigung (meistens auf der rechten Seite) und im defensiven Mittelfeld. Man kann sogar anhand der jeweiligen Trainer, die sich glücklicherweise zahlreich in Hannover scharten, und entlang ihrer Ansätze ableiten, welche Stärken Andre Hoffmann vereint. Während er unter Mirko Slomka und Thomas Schaaf überwiegend vor der Abwehr spielte, stellte ihn Tayfun Korkut immer in der Innenverteidigung auf. Hoffmanns Mischung aus eher unauffälligen, manchmal etwas unbrauchbaren Stärken und andererseits im Vergleich markanteren Schwächen muss in der jeweiligen Spielanlage immer etwas anders eingebunden werden.

Übersicht, Spielverständnis und Effizienz

In den wenigen Spielen unter Thomas Schaaf bestand Hoffmanns Aufgabe vor allem im Absichern der Kombinationen im Zentrum und dem Unterstützen von Überladungen aus einer zurückgezogeneren Position. Vor allem gegen Darmstadt wusste er dabei mit seiner guten Übersicht, seinem Spielverständnis und seinem guten Timing im Zweikampf zu überzeugen. Auch in den folgenden Spielen konnte er einige aufkommende Umschaltangriffe der Gegner noch unterbrechen, bevor sie wirklich Fahrt aufgenommen hatten. Dabei kamen ihm sein gutes Raumgefühl und sein Gespür für die Spieldynamik entgegen. Außerdem positioniert sich Hoffmann ziemlich klug, wenn der Ball vor ihm im Mittelfeld ist, sodass er einerseits schnell in die entsprechend gefragten Aktionen (Unterstützen der Mitspieler oder Aufhalten des Gegners) kommen kann, andererseits aber nicht zu große Räume vor der Abwehr unbesetzt lässt.

Generell tritt Hoffmann extrem effizient auf, passt sich gut an den Rhythmus an und zeigt kaum überflüssige Aktionen. Dadurch ist sein Spiel sehr angenehm anzuschauen und er kann trotz seiner Unauffälligkeit und seines eher zurückhaltenden Auftretens auf dem Platz einen wichtigen Beitrag für seine Mannschaft leisten. Wenngleich die Datengrundlage für verlässliche Aussagen zu klein ist, lässt sich dieser Spielstil auch ansatzweise statistisch untermauern: In seinen sieben Einsätzen in dieser Rückrunde kam Hoffmann im Schnitt auf für einen Mittelfeldspieler ordentliche Werte von 1,6 abgefangenen Pässen des Gegners, knapp zwei Tacklings und 79% angekommene Zuspiele.

 Zurückhaltung und Absicherung

Was ihn mit dem Ball vor sich auszeichnet, hindert ihn als zweite Station im Spielaufbau ein wenig an größerem Einfluss. Vor allem in den Spielen unter Mirko Slomka als Sechser fielen Hoffmanns eher bedächtige Freilaufbewegungen im Mittelfeld negativ ins Gewicht und sorgten nicht für eine auffällige Verbesserung des Ballbesitzspiels. In Sachen Wendigkeit, Pressingresistenz und Dribblingstärke sticht Hoffmann nicht überdurchschnittlich heraus. Ballbesitz mit dem Rücken zum gegnerischen Tor kommt ihm nicht unbedingt entgegen, sodass seine Bewegungen im Aufbau aus dem Mittelfeld heraus mehr darauf bedacht sind, die Mitspieler zu entlasten, als selber Impulse zu setzen. Außerdem zeichnet seine Freilaufbewegungen ein etwas zu gleichförmiges Tempo aus. Er ist in diesen Aufbausituationen eher darauf bedacht, unter Druck stehende Mitspieler zu unterstützen und für eine gewisse Absicherung zu sorgen, sodass er selber kaum neue Strukturen kreieren kann. Er hält meistens einen geringen Abstand zur ersten Aufbaureihe und zeichnet sich durch Präsenz in der Übergangszone zwischen dem ersten und zweiten Drittel aus.

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Passbild aus einem Spiel mit Hoffmann im defensiven Mittelfeld gegen Frankfurt in seiner zweiten Saison bei 96. Die meisten Abspiele gibt er vor der Abwehr in den Halbräumen ab. Quelle: Squawka

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Passbild gegen Leverkusen in der aktuellen Rückrunde. Wieder der Großteil der Pässe aus der Zone zwischen Abwehr und Mittelfeld gespielt (natürlich wie üblich zum Teil von Leverkusen erzwungen). Quelle: Squawka

Wenn sich weitere Mitspieler in diese Zonen bewegen, sind sein kluges Ausweichen und auch sein Aufrücken ein erneutes Anzeichen seines Spielverständnisses. Wenn sich die Mannschaft gewissermaßen an Hoffmann vorbei nach vorne spielen konnte, er gewissermaßen ein wenig übergangen wird, wirkt sich seine Präsenz im Mittelfeld auch positiv aus. Mit seiner guten Technik und seiner sehr soliden Ballverarbeitung ist er gut für Kombinationsspiel geeignet, solange von ihm kein ausgeprägter Zug zum Tor erwartet wird.

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Szene aus dem Spiel gegen Stuttgart in der aktuellen Rückrunde: Hoffmann weicht zur Seite aus, nimmt dadurch Gentner mit. Das öffnet den Passweg für Schulz auf den zurückfallenden Fossum.

Sicherheit, Antizipation und Zurückweichen

Diese Eigenschaften machen ihn daher auch zu einem geeigneten Aufbauspieler in der ersten Reihe. Dementsprechend stellte ihn Tayfun Korkut mit seinem Wunsch nach flachem und präzisem Passspiel in der ersten Ballbesitzphase in der Innenverteidigung auf. Hoffmanns saubere Passtechnik und seine für einen Innenverteidiger ordentliche Beweglichkeit bescheren ihm eine geringe Fehlpassquote, während ihm die freie Sicht auf das Spielfeld und die Kontrolle von hinten heraus entgegen kommen. Er neigt nicht zu langen Schlägen oder riskanten Steilpässen, bringt diese aber zuverlässig an, wenn ihr Gelingen relativ wahrscheinlich ist. Dadurch wird Hoffmanns Aufbauspiel manchmal etwas zu vorhersehbar und verwaltend, ist aber natürlich auch immer abhängig von der Struktur im Mittelfeld vor ihm.

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Hoffmanns Pässe als Innenverteidiger gegen Braunschweig 2013. Wenige Möglichkeiten für raumgreifende Vertikalpässe, viel Sicherheit. Quelle: Squawka

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Gleiche Position, andere Struktur vor ihm: Mehr vertikales Spiel (und mehr Rückpässe auf den Torwart aus einer breiteren Position), wenige lange Bälle. Weiterhin hohe Quote. Quelle: Squawka

Im Verteidigen ist das Bild ebenfalls etwas ambivalent, aber überwiegend positiv: Hoffmann besticht mit einer sehr guten Antizipation bei gegnerischen Dribblings. Sein Timing in Zweikämpfen ist sehr gut, er führt die Duelle sauber und hat es fast zum Markenzeichen erhoben, praktisch nie zur Grätsche anzusetzen: In all seinen bisherigen Spielen bei 96 wurde er im Schnitt weniger als ein Mal pro Partie vom Gegner ausgedribbelt und musste ebenso selten zu Foulspielen greifen. Mit seiner zufriedenstellenden Antrittsschnelligkeit und seiner ausgeprägten Kopfballstärke bringt er insgesamt ein recht komplettes Defensiv-Paket mit – wenn da nicht diese eine Stilproblematik wäre: Hoffmann verteidigt von Natur aus nicht „nach vorne“, sondern weicht eher zurück und läuft damit Gefahr, insgesamt zu passiv zu werden. Zwar kann er wie gesagt mit seiner sehr guten Zweikampfführung und seinen ordentlichen athletischen Voraussetzungen viele Defensivszenen trotzdem gut auflösen, lässt aber nicht selten ein gewisses Grundmaß an Aggressivität vermissen (wohlgemerkt nur auf das Bewegungsspiel ohne Ball bezogen, nicht auf mangelnde körperliche Härte oder so einen Quatsch). Wenn aktives, „mutiges“ Verteidigen gefragt ist – ein Kriterium, das Mirko Slomka übrigens bei der Verpflichtung von Felipe explizit hervorhob – passt Hoffmann mit seinem von Natur aus eher zurückhaltenden, beobachtenden Verteidigungsstil nicht perfekt in das gewünschte Profil.

Warum?

In den letzten zwei Jahren war Andre Hoffmann selten auf dem Platz zu sehen. Und selbst wenn er auf dem Platz stehen konnte, war das noch keine Garantie dafür, ihn auch wirklich wahrzunehmen. Manchmal sieht man ihn einfach kaum, obwohl man weiß, dass er da ist, und obwohl man weiß, dass er grundsätzlich ein guter Spieler ist. Hoffmann bringt einige Qualitäten mit, die ein gutes Gesamtpaket ergeben: Er ist für einen defensiven Akteur technisch überdurchschnittlich stark, ein guter Passspieler, verfügt über ein gutes Spielverständnis und ist an manchen Tagen im Zweikampf nur schwer zu überwinden.

Aber Hoffmanns gesamte Spielanlage ist eher subtil. Er ist weit davon entfernt, mit seinen Fähigkeiten in eine überpräsente Rolle auf dem Platz zu drängen, wie man es von anderen Spielern im defensiven Mittelfeld kennt. Hoffmann macht wenige Fehler, scheint manchmal aber auch fast keinen spürbaren Beitrag zum Spiel zu leisten. Da nicht einmal seine Bewegungen ohne den Ball wirklich „auffällig“ sind, kann man ihn sogar übersehen, wenn man speziell auf ihn achtet. Hoffmann unterstützt seine Mitspieler, sichert vorausschauend ab und hat das Spiel gerne vor sich. Er schießt keine Tore und spielt nur selten verrückte Vertikalpässe. Er grätscht und tritt keine Gegner um, wenn sie nicht gerade Braunschweiger sind. Andre Hoffmann ist einer der wenigen Fußballer, von denen es kein einziges Highlight-Video bei YouTube gibt. Andre Hoffmanns Spiel kann man nicht mit Technobeats oder R’n‘B-Remixen unterlegen und durch schnelle Schnittfolgen aufmotzen.

Hoffmann kann im defensiven Zentrum in verschiedenen Rollen gut spielen, ist aber vielleicht nirgends wirklich ideal besetzt. Im defensiven Mittelfeld müsste er mehr eigene Impulse setzen, egal ob mit oder ohne Ball, kann aber sehr wertvoll werden, wenn das Spiel schon über ihn hinweggegangen ist. Wenn der Ball noch nicht in offensiveren Zonen ist, ist sein Bewegungsspiel zu drucklos und sein Passspiel zu vorsichtig. In der Innenverteidigung kann er mit guter Passtechnik das Spiel am laufen halten und mit toller Zweikampfführung den Gegner vom eigenen Tor wegleiten, müsste aber etwas aggressiver auftreten und mehr ins Risiko gehen.

Wenn er aber erst in eine Aktion kommt oder auf sein Umfeld reagieren muss, agiert er sehr sicher, klug und scheitert selten. Hoffmanns Spiel ist mit seiner Effizienz auch hilfreich für die Gruppe. Mit seinem ambivalenten, aber eben auch vielseitigen Profil würde er wahrscheinlich vielen Mannschaften weiterhelfen und stellt für verschiedene Vereine eine sinnvolle Kader-Ergänzung ohne natürlichen Anspruch auf einen Stammplatz dar. Solange kein Krawall-Fußball gefordert wird, lässt sich für Hoffmann vermutlich immer mal wieder ein sinnvoller Platz in der Mannschaft finden. Sei es in Stuttgart, wo er etwas Ruhe und Absicherung ins Mittelfeld-Chaos neben den etwas irren Sechsern bringen könnte; oder in Köln, wo er es Jonas Hector erlauben würde, sich nicht immer an die obere Grenze seines Niveaus quälen zu müssen, um vor der Abwehr nicht negativ aufzufallen. Und wo er sich wieder mit Leo Bittencourt ein Hochbett teilen könnte. Oder in Hamburg, wo er eine etwas spielintelligentere Alternative zu Ekdal als Absicherung neben dem sehr aktiven Holtby geben könnte (falls sie Jung nicht stärker einplanen).

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Am interessantesten wäre es aus taktischer Sicht aber vielleicht, ihn nach Mönchengladbach zu vermitteln. Der Spielaufbau der Fohlenelf ist sehr stark von Granit Xhakas teilweise übertriebener Präsenz und seiner Weiträumigkeit im Passspiel geprägt. Sollte der Schweizer den Lockrufen aus England erliegen, müsste die spielerische Ausrichtung der Mannschaft in Ermangelung ähnlicher Nachfolgekandidaten eventuell stärker angepasst werden. Hoffmann könnte dann unter Umständen eine zwar ähnliche, aber in der Umsetzung weniger dominante Rolle im defensiven Mittelfeld übernehmen. Mit seiner Neigung zur Präsenz in der Nähe der Abwehrreihe würde er die Xhaka-Lücke zwar nicht schließen, aber sozusagen ein wenig nach hinten verlagern. Die Verantwortung im Spielaufbau könnte mit entsprechenden Transfers stärker auf die Innenverteidiger übertragen und die Zusammensetzung im Mittelfeldzentrum folgerichtig angepasst werden. Mit spielstarken Innenverteidigern (Christensen und der umworbene Vestergaard) gäbe es die Möglichkeit, Hoffmann im Aufbau öfter zu übergehen, ohne einen Mitspieler aus dem Spiel zu nehmen. In den folgenden Phasen wäre er gruppentaktisch viel sauberer und verlässlicher als Xhaka. Passsicherheit bei gleichzeitiger Robustheit sind darüber hinaus wichtige Attribute für Gladbacher Neuzugänge. Sein eher absichernder, aber aufmerksamer Stil müsste gut sich gut mit Mo Dahouds Spiel ergänzen. Mit seinem Alter, der vorhandenen Ausstiegsklausel und der Möglichkeit, ihn auf zwei Positionen aufzustellen würde Hoffmann ohnehin perfekt in Max Eberls Beuteschema passen.

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