96 – 1860 München 1:0

Der Heldt-Effekt: Hannover spielt wie meistens, der Gegner hilft beim Nicht-Verlieren, und am Ende reicht Harniks Qualität. Also eigentlich nichts Neues. Gegen 1860 München zeigt Hannover verschiedene Ansätze im Ballbesitz, kriegt aber gegen einen ordentlich pressenden und schwach verteidigenden Gegner keinen so richtig durch und weiß das glückliche Ende auf seiner Seite.

  • Hannover will das Spiel einigermaßen kontrolliert gestalten, kommt am kompakten und relativ gut organisierten Mittelfeldpressing der Gäste aber nicht gut genug vorbei. Problematisch ist vor allem, dass 96 tatsächlich eher „vorbei“ kommen möchte, statt „hindurch“ zu wollen.
  • Die mit und gegen den Ball vor allem anfangs sehr kompakte und enge 96-Spielweise erlaubt 1860, die Flügelverteidiger ins Spiel zu bringen und schnell anzugreifen. Tschauner und Probleme im letzten Drittel stehen einer Führung im Weg.
  • 96 schießt in einer recht hektischen zweiten Halbzeit ein Tor und muss danach nur einzelne kritische Situationen überstehen, bevor ein weiterer „Hauptsache-3-wichtige-Punkte“-Sieg eingefahren werden kann, der tatsächlich nicht unwichtig ist.

Ungewöhnliche Umstellung gegen neuen Stil

Bei Hannover 96 war Daniel Stendel zu Umbaumaßnahmen an seiner Startelf gezwungen und musste neben dem gesperrten Schmiedebach auch auf die verletzten Sorg und Strandberg verzichten. Doch im Gegensatz zu ein paar Auftritten in der Hinrunde wurde Sorg nicht von Waldemar Anton ersetzt, sondern wie schon in der zweiten Halbzeit im Spiel gegen Karlsruhe von Marvin Bakalorz. Anton rückte neben Fossum auf die Doppelsechs hinter dem neu in die Startelf beorderten Maier, der von Karaman links und Klaus rechts flankiert wurde. Der Sinn hinter dieser eher überraschenden Verteilung lag vielleicht in der größeren Kopfballstärke Antons neben dem eher unrobusten Fossum und der Hoffnung auf dosierten, weniger ungestümen Vorwärtsdrang von Bakalorz. Antons große Laufstärke und sein zuverlässiges Unterstützen auf den Flügeln entlastete die 96-Defensivspieler zusätzlich, während Bakalorz die Rechtsverteidigerrolle solide und besser als vor einer Woche ausfüllte.

Grundformationen

Münchens neuer Trainer Vítor Pereira zieht die recht riskant interpretierte 3-4-3-Formation seit seinem Amtsantritt fort und schickte seine Elf auch gegen 96 mit Sebastian Boenisch als Halbverteidiger neben Neuzugang Ba ins Spiel (Hashtag „mutig“). In der aktuellen Begegnung setzte sich aber auch der Trend dahingehend fort, dass die defensive Flügelbesetzung besser gelang als in den ersten Rückrundenspielen und die Hintermannschaft seltener in halsbrecherische Unterzahlsituationen geriet. Im Sturm setzte der Portugiese, wie schon einer seiner zahlreichen Vorgänger im Hinspiel dieser Begegnung, auf das lebende und ewig weiterrennende Fossil Ivica Olic. Der zentraler orientierte und höher positionierte Aigner sowie der etwas balancierter eingebundene und defensiv ein wenig aktivere Amilton komplettierten den Angriff vor dem zentralen Mittelfeld der leider Liendl-losen Löwen.

Hannover sucht Kontrolle, 1860 mit ordentlichem Pressing

Die erste Halbzeit verlief nach einem grundsätzlichen Muster, demzufolge 96 ein wenig mehr vom Ball und dennoch nicht unbedingt mehr vom Spiel hatte. Mit relativ eng angebundenen und nicht wahnsinnig weit aufgerückten Außenverteidigern – einem Aspekt, der das aktuelle 96 vielleicht am offensichtlichsten von seinem früheren Selbst unterscheidet – und einem tief aufbauenden Sechser hatte 96 keinen Mangel an kurzen Anspielstationen im Aufbau. Mit dem manchmal links hinter Prib abkippenden Fossum, einem zentralen Anton und dem sich relativ aktiv im Mittelfeld bewegenden Maier wollte die Stendel-Elf den Ball von hinten kontrolliert verteilen.

Vom Gegner war dabei zunächst kein großer Druck zu erwarten: 1860 trat mit einem 5-2-3-0-Pressing an, das meistens als 5-4-1-Variante interpretiert wurde. Olic versperrte den Sechserraum und lief die Hannoverschen Innenverteidiger nicht an, während sich Aigner und Amilton zwar ein wenig höher als Bülow und Lacazette im zentralen Mittelfeld positionierten, aber durch ihre recht enge Stellung den Kontakt zu den Sechsern nicht verloren. Mit diesem kompakten 4-1 oder angedeutetem Fünfeck um die Mittellinie herum verstellten die Gäste das Zentrum und gaben die Passwege auf die 96-Außenverteidiger frei, um die sich dann die aufrückenden Flügelverteidiger kümmern konnten. Ließen sich Fossum oder manchmal Maier zum Ball zurückfallen, rückte Lacazette heraus und versperrte die Anspielstation, was ebenso wie einzelne Pressingbewegungen der Flügelspieler nach innen für eine zufriedenstellende Intensität des Löwen-Pressings im Mittelfeld sorgte.

Aufbau96_5410

Nur selten rückten die Münchner beispielsweise nach Rückpässen auf Tschauner kollektiv in ein höheres Pressing mit aktiven Wingbacks und klaren Zuordnungen durch, sodass Hübner und Sané kaum zu langen Bällen gezwungen wurden. Wegen des versperrten Zentrums mussten sie 1860 aber einige Male den Gefallen tun, den Ball auf die Außenbahnen zu spielen. Dort profitierte die Pereira-Elf von ihrer Fünferketten-typisch guten Flügelabdeckung: Mit den Flügelverteidigern, dem herüberrückenden Sechser und dem zurückfallenden Flügelstürmer waren die Wege vom Flügel in das Zentrum versperrt und der Gegner konnte nicht in gefährliche Zonen eindringen.

Hannover mit verschiedenen Varianten, aber ohne Torgefahr

Gegen Ende der ersten Halbzeit suchte Hannover bei solchen Angriffen häufig die Fortführung des Angriffs über die Flügel und hatte mit Harniks oder Klaus‘ Läufen in die Schnittstelle zwischen Halbverteidiger und herausrückendem Wingback auch gute Voraussetzungen, kam damit wegen des zu hohen Tempos und dem Weg nach außen aber nicht gefährlich vor das Tor. Zuvor hatte die Stendel-Elf noch einen anderen Ansatz gewählt und damit stark an den Matchplan aus dem Hinrundenspiel in München erinnert: Mit sehr engen Abständen zwischen den Mittelfeldspielern stellte Hannover in der Anfangsphase Überladungen um den Ball herum her und versuchte sich so in den Angriff vorzuarbeiten. Aus dem Aufbau heraus wurde auf diese Weise meistens der aufrückende Bakalorz unterstützt und der rechte Flügel als Ausgangsort für das Vorrücken mittels Überzahl-Vordrücken angesteuert, indem Karaman weit herüberrückte, Maier halbrechts unterstützte und teilweise auch beide Sechser nach hinten absicherten. Mit dem Ball sorgte diese enge Spielweise einerseits für kürzere Passwege, hatte den größeren Effekt aber wohl für den besseren Zugriff im Gegenpressing nach Ballverlusten durch die Überzahl hinter dem verlorenen Ball, sodass Hannover zusätzlich zum leichten Ballbesitz-Plus auch eine gewisse Form von Spielkontrolle erreichte.

BB_96-Überladung

Wegen der schwierigen Platzverhältnisse und technischer Ungenauigkeiten blieb der offensive Nutzen der Ballungen im Mittelfeld allerdings überschaubar. Gegen das sich gut zusammenziehende Löwen-Mittelfeld ergaben sich stattdessen wechselseitige Fehlpässe und ein umherflippernder Ball. 96 fehlte es wegen der vorher eher zurückhaltenden Außenverteidiger und der in die Überladung eingebundenen Flügelspieler an Breite im Angriffsdrittel, um sich aus dem Mittelfeld-Gewurschtel zu lösen. 1860 fiel das Verteidigen dieser Bemühungen andererseits auch relativ leicht, weil die beiden Sechser von den herausrückenden Zentralverteidigern unterstützt werden konnten, während die übrigen vier Abwehrspieler dahinter keine größeren Schnittstellen hinterließen. An dieser ordentlichen zentralen Präsenz prallte Hannover deshalb meistens ab und kam gar nicht erst verlässlich in die Situationen, in denen die relativ schwache Harmonie innerhalb der Dreierkette, wenn beispielsweise die Halbverteidiger weit nach außen schieben mussten und die Absicherung in der Endverteidigung stark abnahm, hätte genutzt werden können.

Lange Pässe und Dreierkette sorgen auf beiden Seiten für offensive Akzente

In wenigen Szenen gelang den Gästen nach Balleroberungen im Mittelfeld aber über schnelle (und erfolgreiche, denn die Versuche über Bülow-Lacazette und den zurückfallenden Olic waren des Öfteren zu sehen) Ablagen auch eine Befreiung aus den engen Räumen und der Konter. Dabei bedienten sie sich dann ebenfalls der Vorteile ihrer Formation und brachten mit langen Seitenwechseln ihre Flügelverteidiger ins Spiel. Mit den manchmal folgenden Pässen auf die nach außen startenden Flügelstürmer kamen sie zu schnellem Raumgewinn und Präsenz im letzten Drittel. Ein sehr ähnliches Muster war auch seltener aus dem eigenen Spielaufbau zu sehen, wo die Gäste zudem einzelne gute diagonale Flachpässe anbringen konnten. Erneut zeigte sich Hannovers 4-4-2-Pressing bei den Angriffspressing-Versuchen gegen eine Dreierkette wieder ordentlich, aber nicht unbedingt hochklassig organisiert, indem sich die Stürmer im Raum zwischen den drei Aufbauspielern positionierten und sich nach dem Anspiel dann die beiden ballnahen Gegenspieler vornahmen. Das mannorientierte Aufrücken der Sechser (meistens von Fossum auf den tiefer und aktiver ausweichenden Lacazette) vergrößerte zwar manchmal den Raum im Mittelfeld zu sehr, blieb wegen der 4-gegen-3-Überzahl der Abwehr aber beherrschbar. Konnte sich 1860 allerdings auf einer Seite kurz festspielen, verschob das 96-Mittelfeld sehr weit mit dem ballfernen Außenspieler bis in die Nähe des zweiten TSV-Sechsers, und ließ den anderen Flügel sehr offen. Mit den angesprochenen Spielverlagerungen konnte 1860 diese Räume anspielen.

Pressing96

Das 96-Pressing, wenn es funktionierte. Anton antizipiert hier den langen Ball von Uduokhai und orientiert sich schon in den ungefähren Zielbereich.

Nach dem Aufrücken über die Außenbahnen sahen sie sich dann allerdings ein paar Problemen gegenüber, die auch dem Erzeugen größerer Torgefahr im Weg standen: Da Olic oft als Empfänger von Umschaltpässen auf vornehmlich den linken Flügel ausgewichen war und der tororientierter auftretende Aigner noch in die Spitze nachrücken musste, fehlte es an Strafraumpräsenz. Die Angriffe mussten in der Regel trotzdem schnell durchgespielt werden, da wegen der eher zurückhaltenden und absichernden Spielweise der beiden zentralen Mittelfeldspieler auch der Rückweg vom Flügel ins Mittelfeld nicht ohne Verzögerung gelingen konnte und Verbindungen in den Zehnerraum fehlten. Zwei oder drei gute Hereingaben auf den kurzen Pfosten standen ungefähr ebenso viele abgebrochene und bis auf die Abwehrspieler zurückgespielte Konter gegenüber. Auch nach dem Neuaufbau trat 1860 mit dem Ball relativ weiträumig auf und suchte nach langen Pässen auf die Flügelverteidiger beispielsweise direkte Weiterleitungen auf die Stürmer, kam mit diesen eher simplen Angriffen aber nicht sauber vor das Tor. Gefährlich wurde es nach hohen Balleroberungen und zwei eins-gegen-eins-Situationen mit Tschauner, aus spielerischer Sicht aber vor allem, wenn das Hannoversche Aufrücken nicht sauber ausgeführt wurde: Wenn ein 96-Flügelspieler auf den 1860-Halbverteidiger herausrückte und damit den flachen Pass auf den Flügelverteidiger erlaubte, konnten die Münchner die etwas zu großen Räume vor der 96-Abwehr besser und mit besserem Sichtfeld anvisieren. Zum Glück für Hannover gab es diese Art von Pressingfehler nur selten zu sehen.

Aufbau_1860-Wingbacköffnung

Die gegnerische Dreierkette zu den eigenen Gunsten zu nutzen, versuchte 96 wiederum ebenfalls vereinzelt mit langen Bällen: Es war zumindest zu erahnen, dass Hannover mit Maiers Anbieten im Zentrum und dem Zurückfallen von Karaman oder selten Klaus Bewegung in die gegnerische Hintermannschaft bringen wollte, um die letzte Linie auszudünnen und mit langen Bällen Richtung Harnik Druck auf die zuletzt nicht allzu sattelfeste Löwen-Defensive zu geben. Das Herausrücken von Boenisch oder Uduokhai in den von Lacazette geöffneten Zwischenlinienraum war möglicherweise das erhoffte Signal für Sané oder Fossum zum langen Ball nach vorne, wo Harnik gegen einen zumindest ungeordneten Gegner mit seinen erfreulicherweise verbesserten Schnittstellenläufen auch eine passende Umgebung vorgefunden hätte. Wegen der schwierigen technischen Verarbeitung solcher Pässe und der meistens nach außen gerichteten Bewegungen führte dieser Ansatz im Offensivspiel auch nicht zu Torgefahr, sodass 96 mit nur vier oder fünf Pässen in den Strafraum in der gesamten ersten Halbzeit ohne eigenen Treffer blieb. Für Torgefahr in wenigen Szenen musste zudem auch der Gegner sorgen, der eigentlich schon geklärte Angriffe oder gesicherte zweite Bälle noch hergab und 96 hohe Balleroberungen erlaubte. Da gegen Ende des ersten Durchgangs auch die Abstände innerhalb der 96-Offensive größer wurden, sorgten nur noch einzelne Szenen mit guten Bewegungen über die linke Seite von Harnik, Fossum und Karaman für einigermaßen produktives Aufrücken.

Mehr Räume und mehr Hektik nach der Pause

Ohne offensichtlichen Grund – keine Wechsel, keine Umstellungen auf beiden Seiten –, aber vielleicht wegen der breiteren und höheren Flügelstürmer-Rollen bei 96 mit Sarenren-Bazee (der vor der Pause für Karaman gekommen war) rechts und Klaus links und einer dementsprechend etwas passiveren 1860-Fünferkette wurde das Spiel nach dem Wiederanpfiff schneller und vertikaler. Auch einzelnes aggressiveres Durchpressen von 96 nach Rückpässen auf Ortega oder die Innenverteidiger führte zu mehr langen Bällen und Klärungsaktionen auf beiden Seiten. Das Aufrücken der 96-Sechser auf zweite Bälle entblößte auf Seiten Hannovers die Mittelfeld-Räume, die 1860 durch den Rückzug der Halbstürmern ein bisschen besser schließen konnte. Das Zurückfallen der Sechser und anschließend der Stürmer aus dem Aufrücken ins hohe Pressing verminderte bei 96 wie schon in einigen anderen Spielen den Zugriff auf Abpraller und Ablagen nach langen Bällen aus der gegnerischen Abwehr, sodass die Stendel-Elf das Spiel nicht richtig beruhigen konnte. Wie schon in der Angriffsszene zuvor rückte schließlich Klaus nach knapp einer Stunde auf den rechten Flügel zu Sarenren-Bazee herüber und leistete so seinen Beitrag zur Entstehung des nicht unbedingt planvoll erspielten Führungstreffers nach einem Einwurf, bei dem immerhin die suboptimale Endverteidigungs-Leistung der Münchner Dreierkette genutzt wurde.

1860 versuchte den Rückstand mit höheren Flügelverteidigern und aggressiveren Angriffen über die Außenbahnen, aber auch zu vielen zu früh gespielten langen Bällen auf die Stürmer auszugleichen. Außerdem investierten die Gäste nach den ersten erfolglosen Flügelangriffen mehr Energie ins Anlaufen der ersten Hannoverschen Aufbaureihe und kamen damit gegen ein zunehmend defensiveres 96 ein bisschen öfter in Ballbesitz. Mit Bech als Umschaltstürmer für Maier und Albornoz für Klaus suchte Hannover entlastende Konter und kam immerhin zu zwei oder drei minderwertigen Abschlüssen (und drei sehr schönen Albornoz-Szenen). Ein paar gute Wechselbewegungen zwischen dem eingewechselten Gytkjaer und Olic stellten in der Schlussphase noch die vielversprechendste Option dar, um die langen Bälle zum Ausgleich zu nutzen, aber auch mit den beiden anderen offensiven Wechseln schrammte 1860 zweimal am Ausgleich vorbei.

Fazit

Abgesehen von den unterschiedlichen, aber jeweils nicht unbedingt konsequent verfolgten Ballbesitz-Ansätzen und den kleineren Pressing-Problemen war das vielleicht entscheidende 96-Defizit (einmal mehr) wohl das Bewegungsspiel im Ballbesitz. Die punktuell ordentlichen Ansätze in Form der Bewegungen von Maier in Räume, die zum Beispiel Fossum geöffnet hatte, oder sporadischem Zurückfallen von Klaus in den Halbraum wurden kollektiv nicht gut eingebunden. Die individuellen Impulse vom tieferen Maier und einem dann aufrückenden Sechser oder das Abkippen von Karaman passten zum Teil nicht zu den im Aufbau tiefer eingebundenen Außenverteidigern: Wegen des gegnerischen Pressings waren Prib und Bakalorz sowieso ständig anspielbar, aber dementsprechend eben auch nicht wirklich wertvoll als Ballstation, da sie die Struktur des Gegners nicht veränderten.

Insgesamt hapert es bei 96 an (der Umsetzung von) Ballbesitz-Handwerkszeug, da Bewegungen in freigezogenen Raum zu ungenau/ zu spät erfolgen, die Abstände zum Gegner zu gering ausfallen und allgemein zu viele Bewegungen mit dem verschiebenden Gegner mitgegangen werden. 96 betreibt im Ballbesitz zu wenig aktive Raumsuche und nutzt seinen Ballbesitz eher zum Durchspielen starrer Stationen oder mit Pässen in Räume, die für den Gegner keine großen Problemzonen darstellen. Vor allem mit einer Fünferkette ist das letztendlich zu einfach zu verteidigen, sodass 1860 nicht mehr defensive Probleme hatte, als wegen des Qualitätsunterschieds ohnehin zu erwarten war. Ob „Selbstvertrauen durch einen dreckigen Sieg“ allein beim Beheben solcher Defizite hilft, ist aber eher zweifelhaft. Schließlich hat 96 im bisherigen Saisonverlauf unangenehm viel anderweitige Erfahrung mit „dreckigen Siegen“ sammeln können.

3 Kommentare

  • AlbertC sagt:

    Ich habe mal gegoogelt und bin erwartungsgemäß auf folgender Seite gelandet:
    Flügelverteidiger:
    Synonyme: Wing-Back, defensiver äußerer Mittelfeldspieler, Flügelläufer
    Der Flügelverteidiger entwickelte sich einerseits aus den
    Viererketten der 50er und 60er und anderseits aus den ultradefensiven
    Systemen wie dem Schweizer Riegel und dem Metodo, welche nur drei
    Stürmer hatten und dahinter Spieler, die die Seite offensiv und
    insbesondere defensiv bespielten.
    Der Wing-Back fand insbesondere in Italien großen Anklang, beim Boom
    des Catenaccio in den 60er-Jahren spielte meist ein hochathletischer
    Wing-Back auf der Seite, welcher die gesamte Seite offensiv wie defensiv
    alleine beackerte.
    In den 80er-Jahren hatte der Wing-Back seine große Zeit bei den
    zahlreichen Dreierketten Italiens, welche teilweise bis heute noch
    genutzt werden, obwohl diese Taktiken als veraltet und die Positionen
    als ineffektiv gelten.
    In den letzten Jahren geht man dazu über, dass man extrem offensive
    Außenverteidiger wie Dani Alves vom FC Barcelona schon als Wing-Backs
    bezeichnet, was von ihrer positionellen Auslegung zwar richtig, aber
    historisch gesehen falsch ist.
    Bekannte Flügelverteidiger sind der Kapitän der großen
    Intermannschaft der 60er, Giacinto Facchetti, und der linke Flügel des
    italienischen Weltmeisters von 1982, Antonio Cabrini.
    http://spielverlagerung.de/abwehrspieler-wing-back

  • Erdmaennchen sagt:

    Ich versuche schon seit einiger Zeit für mich gedanklich herauszufinden, ob diese klare Versimpelung unseres Spiels gewollt (und wenn ja, mit welchen Gründen – einfach nur größerer Fokus auf Stabilität nach den teilweise wilden ersten Spielen?) oder lediglich Ausdruck der fachlichen Hilflosigkeit des Trainerteams ist. Stören tun mich dabei die etwas besseren Ansätze in den Spielen gegen Ende der Hinrunde. Würdest du die zum großen Teil eher auf individuelle Faktoren zurückführen (gegen Düsseldorf schwacher Gegner, Sobiech, Harnik und Maier top; Testspiel gegen Augsburg ohne Pflichtspielfluss und Favoritenrolle etc.)?

    Für eine gewollte Risikominimierung würde auch die mittlerweile tiefere AV-Position mit Anbindung an die IV, sowie die Personalie Prib statt Albornoz sprechen. Diese teilweise wilden Gegenpressingstrukturen dann halt zum verzweifelten Erzeugen von Gefahr in möglicherweise bespielbaren Zonen nicht so ganz weit vom gegnerischen Tor entfernt. Konträr finde ich dagegen wieder unsere teilweise Pseudo-Ambition im Aufbau, bei der wir unsere Formation ordentlich auseinanderziehen, ohne die des Gegners groß zu verschieben, um am Ende doch wieder nur in diese Kämpfe in engen Ballungsräumen zu kommen. Es fällt mir teilweise echt schwer zu meinen, welche Aspekte unseres Spiels gewollt und welche komplett zufällig sind oder sich eben resultierend aus der schwachen Umsetzung der gewollten Parts ergeben.

    • Jaime sagt:

      Tja, das weiß man ja leider nie so genau…
      Ich denke es ist am ehesten eine Art Verschlimmbesserung, indem auf die Konteranfälligkeit am Anfang reagiert wurde, dann zwischendurch unterschiedliche Ansätze für die Torgefahr und Präsenz im letzten Drittel gewählt wurden (mal Überladungen, mal lange Bälle und dann Druck auf zweite Bälle, mal
      lange Bälle hinter die Abwehr, mal wieder mehr Kombinationen im zweiten
      Drittel…), die aber alle nicht wirklich tragfähig für längere Dauer sind. Irgendwann sind dann auch die neuen Abläufe schon so eingebrannt, dass man schwer davon weg kommt. Während der Saison wahrscheinlich gar nicht so richtig. Und dann kommt eben sone etwas uneindeutige Mischung dabei raus. Die langen Bälle sind ja zum Beispiel weitgehend abgestellt und die Geduld im Aufbau größer, aber dann fehlt eben ein bisschen der Effekt der hohen Außenverteidiger oder es gibt zu viel Bewegungen in die Tiefe. Und damit fehlt eben das Besondere, um den Gegner irgendwie zu beschäftigen und ins Mittelfeld zu kommen.
      Das Düsseldorf-Spiel war bestimmt ne Mischung aus guten Spielern und schlechtem Gegner (und dann Spielverlauf), aber warum es nach der Wintervorbereitung so gar nicht lief, kann ich auch nicht verstehen. Selbst wenn man die Leistung gegen Augsburg nicht überbewertet, muss es ja vorher relativ klare Anstrengungen im Training gegeben haben, das Ballbesitzspiel wieder zu verbessern. Dass man davon aber dann so gar nichts mehr sieht (eigentlich schon direkt im ersten Spiel mit Füllkrug dann auch noch vorne…), kann ich auch nicht verstehen.

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