96 – Fortuna Düsseldorf 6:1

Im Halbfinale des kleinen 96-Fans, der zweiten DFB-Pokalrunde, empfing Hannover 96 mit Fortuna Düsseldorf einen Ligakonkurrenten. Ein tolles Sturmduo und eine gute spielerische Ausrichtung besorgen gegen einen sehr schwachen Gegner das Weiterkommen.

Torreicher Start dank passender Ausrichtung gegen passenden Gegner

Im Vergleich zur Niederlage in Nürnberg nahm 96-Trainer Stendel wieder einige personelle Änderungen vor und schickte seine Elf in einem 4-4-2 aufs Feld, bei dem Maier auf der rechten Seite und Sobiech als hängender Stürmer die wichtigsten Stützen für den guten Start darstellten. Im Spielaufbau gegen das passive und recht mannorientierte 4-1-4-1-Pressing der Düsseldorfer musste sich keiner der beiden Sechser zurückfallen lassen, die Innenverteidiger Felipe und Strandberg konnten Stürmer Ngombo alleine umspielen und hoch im Feld aufbauen. Die Außenverteidiger rückten auf und beschäftigten die Fortuna-Flügelspieler. Mit direkten Anspielen in die Halbräume auf den einrückenden Flügelspieler oder den ausweichenden Sobiech drang 96 in die gegnerische Formation  ein und setzte sich im Angriff fest. Sobiech und Maier konnten sich in den ersten Minuten zweimal durchkämpfen durchkombinieren und wurden dabei vom aufrückenden, breitengebenden Arkenberg unterstützt. Ein vor Sobiechs Füße abgewehrter Klärungsversuch der Gäste und ein Pass von Sobiech auf den einlaufenden Klaus besorgten die frühe Zwei-Tore-Führung für 96. Hannover kombinierte mit dem spielerisch guten Pärchen Sobiech/Maier und dem in der Horizontale beweglichen und klug unterstützenden Harnik gut um die kritischen Räume neben Solo-Sechser Bodzek herum und profitierte von der allgemein schlechten Defensivleistung des Fortuna-Verbunds.

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Aufbau- und Ballbesitzmuster bei 96 gegenüber der zurückhaltenden Variante des Düsseldorfer Pressings.

Hannover presste im 4-4-2 mit Harnik und Sobiech in vorderster Front mal etwas tiefer, dann aber aufrückend ins 4-1-3-2-Angriffspressing mit einem herausgeschobenen Sechser gegen die Aufbaudreierreihe der Gäste, die durch das zentrale Abkippen von Bodzek zwischen die breit auffächernden Innenverteidiger entstand. Die F96-Außenverteidiger rückten sehr weit auf, während der linke Achter Ayhan im Aufbau manchmal zurückfiel, um die Gleichzahl in der ersten Reihe in eine Überlegenheit zu verwandeln. Der flache Übergang ins zweite Drittel, ohnehin eher nicht im Plan der Fortunen vorgesehen, gelang so aber auch kaum einmal, da auch 96 im Mittelfeld dahinter recht enge Mannorientierung einging. Maier ließ sich oft von seinem Gegenspieler Schmitz weit mit zurückziehen, während Arkenberg den Linksaußen Bebou ebenso eng verfolgte, wenn sich dieser mal etwas tiefer anbot. Dieser Aufteilung entsprang kurz nach dem 2:0 der dritte 96-Treffer, als Arkenberg gegen den technisch schwachen Bebou den Ball eroberte und direkt Harnik in die Tiefe schicken konnte. Einen früh abgefangenen langen Ball aus dem Düsseldorfer Aufbau später gelang Harnik nach einem schönen Steilpass von Prib direkt das nächste Tor.

Als sich 96 mehr zurücknahm, konnte Düsseldorf noch ein, zwei Mal über die linke Seite aufrücken, mit Ayhan, Bebou und dem Schmitz den Ball auf dem Flügel halten und auf die andere Seite verlagern, wo die Gäste immerhin zum Abschluss kamen und einen folgenden Eckball zum Ehrentreffer verwerteten. Das Einrücken Feratis auf der rechten Seite konnte vom ebenfalls eher hohen Sobottka nicht unterstützt werden, sodass Fortuna abgesehen von wenigen Flügelkonteransätzen wenig nach vorne zeigte. Das höhere Pressing und das Herausrücken der Achter auf die 96-Innenverteidiger oder einen abkippenden Sechser hatte wegen mangelnder Kompaktheit zwischen den beiden Fortuna-Dreierreihen insgesamt mehr Nachteile, als Vorteile durch den höheren Druck auf die erste hannoversche Aufbaureihe.

Fortuna stellt um, 96 zeigt noch schnellere Flügelangriffe

Mit Bellinghausen als neuem Linksverteidiger und Schmitz als zweitem Achter schickte Friedhelm Funkel seine Elf zurück auf den Platz. Im Aufbau hielten sich die Außenverteidiger auch etwas tiefer auf und gaben so eine bessere Absicherung gegen Ballverluste und Umschaltangriffe nach den langen Bällen. 96 spielte mit Fossum als zweitem Sechser neben Bakalorz und unveränderten Angriffsschemen weiter und konnte ein sehr schön herausgespieltes Tor nachlegen: Während in der ersten Halbzeit meistens noch an den beiden Sechsern vorbei nach vorne gespielt worden war, griffen Fossum und Bakalorz etwas aktiver neben Ngombo ein. Fossum brachte nach mehreren Stationen den Ball zu Prib, der den eingerückten Klaus anspielte. Klaus legte den Ball quer zum Strafraum vor das Tor, Maier versenkte.

Die etwas längere Ballzirkulation vor den beschleunigenden Aktionen nach vorne verschaffte 96 in ein paar Szenen wie schon zu Saisonbeginn und in der Vorbereitung gegen einen eher tiefstehenden, passiven Gegner mehr Platz im Mittelfeld, den die Stendel-Elf mit den nach innen versetzten Flügelstürmern und dem wie erwartet gut harmonierenden und beweglichen Sturmduo Sobiech-Harnik sehr gut und schnell ausnutzte. Gegen das weiterhin um früheren Zugriff bemühte Düsseldorfer Pressing hatte 96 mit dem situativ abkippenden Fossum genug Ruhe, um den hohen Sieg gegen einen sehr schwachen Gegner ungefährdet nach Hause zu bringen.

Eine passenden Umstellung und Ausrichtung ermöglichte 96 einen guten Start, der unter gütiger Mithilfe des schwachen und in seiner Spielanlage dankbaren Gegners mit gut aufgelegten Offensivspielern und einer sehr effizienten Abschlussleistung in einem hohen Sieg mündet. Gewisse Elemente des Ballbesitzspiels insbesondere in der zweiten Halbzeit deuten vielleicht die richtige Richtung nach den zuletzt wechselhaften Vorstellungen an, müssen sich allerdings auch erst gegen bessere Gegner bewähren, bevor von einem Ende der „Krise“ gesprochen werden kann.

3 Kommentare

  • AlbertC sagt:

    Ich war heute im Stadion, gute Unterhaltung, wenn auch keine rechte Spannung aufkommen wollte. Sky präsentiert die Tore auf Youtube:
    https://www.youtube.com/watch?v=gBDBEnyySiI

    youtube.com/watch?v=gBDBEnyySiI

  • AlbertC sagt:

    Also am meisten habe ich mich über das in meinen Augen gelungene Startelf Comeback von Felipe gefreut. Ansehnlicher Spielaufbau, sehenswerte lange Pässe und sich auch direkt in den Angriff eingeschaltet und sich gefährlich am gegnerischen Strafraum blicken lassen – kein Eigentor. Ich glaube ja, dass es an seiner „neuen“ Kurzhaarfrisur liegt. Irgendne misslungene Aktion war auch mal dabei, habe ich aber vergessen. Sehe ich das falsch oder hat er dem Spiel nicht gutgetan? Ich habe ja immer insgeheim auf ein Comeback bzw. Ankommen von Felipe gehofft, aber bei dem Ruf und der Verachtung, die er in Hannover „genießt“ und der Häme, die ihm hier seitens der Fans entgegengeschlagen ist, habe auch ich mich nicht mehr getraut, das vernehmbar zu äußern. 96 wollte ihn ja nach der kuriosen strenggeheimen Vertragsverlängerung partout in Richtung Brasilien loswerden – vielleicht werden einige der „Hater“ in Bälde froh sein, dass Felipe nicht vom Hof zu jagen war. Mich würde es interessieren zu sehen, wie er sich in weiteren Spielen als linker IV in der Startelf präsentiert – unfallfrei von Verletzungen, Missgeschicken und unglücklichen und ungeschickten Aktionen, denen er seinen Ruf zu verdanken hat.

  • AlbertC sagt:

    „wurden dabei vom aufrückenden, breitengebenden Arkenberg unterstützt.“
    Jaime, was bitte meinst Du mit „breitengebend“?

    Vorgestern wolltest Du Arkenberg am liebsten auf die Tribüne verbannen. Wie fandest Du ihn jetzt als rechter AV? Besser als Sorg? Beim Gegentor machte er ja nicht gerade eine glückliche Figur.

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