Bayern München – 96 3:1

Der Bundesliga-Spielplan vereint, was kaum weniger Gemeinsamkeiten haben könnte: Hannover 96 und Pep Guardiola. Beide nehmen am 34. Spieltag Abschied von der 1. Bundesliga. In seinem letzten Ligaspiel als Bayern-Trainer findet Guardiola eine passende Mischung aus Rotation und Vorbereitung auf das Pokalspiel. Stendel hält an seiner bisherigen Herangehensweise im Großen und Ganzen fest und passt sich nur in Details an den Gegner an.

  • Hannover zeigt vor allem zu Beginn der ersten Halbzeit das gewohnt mannorientierte Angriffspressing, das sogar die Bayern hin und wieder zum langen Ball zwingt. Hannovers etwas unausgewogene Überladungsansätze nach gesicherten zweiten Bällen und tiefere Pressing-Phasen im breiten 4-5-1 bringen Bayern besser ins Spiel und in Führung.
  • Kleine Anpassungen der Bayern ermöglichen ein Ausbauen der Führung, leiten aber auch eine passivere Phase der Gastgeber ein. Hannover gewinnt die Präsenz im Mittelfeldzentrum, kann kurzzeitig viel Druck aufbauen und kommt zu sehr vielen Abschlüssen. Wie in den bisherigen Spielen unter Daniel Stendel gilt aber auch hier: Viel Masse, nicht unbedingt viel Klasse (hohe Chancenwahrscheinlichkeit).
  • Am Ende erzeugen einzelne Flügelangriffe wieder gute Chancen für Bayern, die Zieler noch einmal die Gelegenheit geben, in seinem 176. Spiel am Stück zu zeigen, dass sein tatsächlicher Wert für 96 erst nach seinem Abschied mit voller Wucht zu spüren sein wird.

Hoher Druck durch 96, hohe Chancenqualität bei Bayern

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Hiroshi Kiyotake vertraute Daniel Stendel weitgehend auf die Mannschaft, die in der zweiten Halbzeit gegen Hoffenheim für einige Minuten auf dem Platz stand. Lediglich Valmir Sulejmani kam neu in die Elf und ersetzte den angeschlagenen Sarenren-Bazee auf dem rechten Flügel. Pep Guardiola beorderte mit Götze und Benatia zwei zuletzt eher selten in der Startelf gesehene Akteure in die Aufstellung und verschaffte Jérôme Boateng in der Viererkette weitere Spielzeit. In den ersten Minuten nach dem Anpfiff konnte sich Hannover 96 über gewonnene zweite Bälle auf den Flügeln kurzzeitig in der gegnerischen Hälfte festsetzen, hielt den Gegner zunächst vom eigenen Tor fern und kam auch zu einem ersten Abschluss. Danach entwickelte sich ein nicht allzu komplexes, aber kurzweiliges Spiel mit einigen wiederholten Mustern, in dem Bayern zumindest phasenweise etwas mehr um die Spielkontrolle kämpfen musste als an manch anderem Bundesligaspieltag.

Grundformationen

Hannovers riskantes Angriffspressing zeigt leichte Wirkung

Auch gegen den FC Bayern blieb Stendel seiner Linie treu und schickte seine Mannschaft mit einem Plan für hohes Pressing ins Spiel. Im Gegensatz zu den bisherigen Gegnern reagierte der Rekordmeister auf das frühe Stören und die mannorientierten Zuordnungen jedoch nicht mit früh angesetzten langen Bällen, sondern suchte zunächst nach der flachen und konstruktiven Befreiung. Vor allem bei Abstößen von Torwart Neuer ließen sich die beiden Innenverteidiger sehr weit zurückfallen und bildeten mit dem Schlussmann eine tiefe Torwartkette. Einerseits lockten sie 96 damit ein wenig heraus und öffneten Platz hinter der Abwehr, andererseits entzogen sie sich damit in der ersten Aufbaulinie kurzzeitig dem engen Zustellen durch die 96-Pressingspitzen. Bayerns Sechser Thiago oder Vidal im Mischsystem aus 4-2-3-1 mit leichten 4-1-4-1-Anleihen wurde im Aufbau von Edgar Prib eng bewacht und bisweilen auch in den folgenden Szenen mannorientiert verfolgt.

Bei Bedarf rückte nach einigen Minuten auch Manuel Schmiedebach bis kurz vor den gegnerischen Strafraum auf, um den leicht zurückfallenden Arturo Vidal auf der halbrechten Seite aus dem Spiel zu nehmen. Die ballnahen Anspielstationen im Mittelfeld waren damit zunächst versperrt, die Bayern mussten gegen den hohen Druck nach Lösungen suchen, fanden diese aber hin und wieder in langen Bällen in die Offensive: Der immer wieder nach links ausweichende Lewandowski und seine drei Offensivpartner (wenn Götze höher stand) fanden sich durch das Aufrücken von Schmiedebach in einer Gleichzahlsituation gegen Hannovers Abwehr wieder.

Wenn die Münchner das Spiel flach auslösten, griffen Sobiech und der für Kiyotake auflaufende Fossum auf ihren jeweiligen Gegenspieler erst zu, wenn dieser den Ball von Neuer erhalten hatte. Damit nötigten sie Boateng und Benatia zu unkontrollierten langen Bällen in Richtung Lewandowski oder leiteten das Spiel von dort auf den ballnahen Außenverteidiger. Nun rückten die zunächst enger stehenden Flügelspieler in Hannovers 4-1-3-2-Staffelung diagonal auf und setzten wiederum den Ballführenden unter Druck. Der ballferne Stürmer verschob ebenfalls auf die Seite und versperrte die Seitenwechsel-Möglichkeit im Mittelfeld. Wenn die Münchner nicht den langen Ball auf den Flügel anbrachten, musste der Rückpass zu Neuer erfolgen, der wiederum das Signal zum Aufrücken für 96 gab. Nur selten gelang es Boateng, mit dem zurückfallenden Götze den freien Mann im Zentrum zu finden, der das unterbesetzte defensive Hannover-Mittelfeld hätte erschließen können. Da zudem die 96-Außenverteidiger und in manchen Szenen auch die Innenverteidiger ebenfalls wie gewohnt stark mannorientiert auftraten und mit ihren Gegenspielern aufrückten, konnte 96 den Gegner immer wieder auf den Flügeln festdrücken und immerhin ein paar Ballverluste erzwingen. Mit dem aggressiv nachsetzenden Vidal und den nah am Geschehen agierenden Flügelstürmern gab es für die Hausherren aber genügend Optionen im Gegenpressing, sodass 96 aus den hohen Ballgewinnen wenig Torgefahr erzeugen konnte. Der Preis dieses konsequenten Nach-vorne-Verteidigens lag wiederum in einer riskanten Aufteilung in den ballfernen Räumen: Wenn sich die Gastgeber mit ihren technisch herausragenden Akteuren in den engen Räumen auf dem linken Flügel oder im Halbraum befreien konnten, stand 96 in der Resteverteidigung in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen individuell bessere Gegenspieler und musste ein paar brenzlige Situationen überstehen.

BB_Bayern-96hoch

Die Mannorientierungen bzw. die Vorgabe der Mannorientierung sorgte in Verbindung mit der konstruktiven Suche nach spielerischen Lösungen durch den Gegner zudem für die eine oder andere Szene, in der sich 96 in der vorderen Zone „verpresste“. Vor allem die Flügelspieler zeigten sich gelegentlich unsicher in der Zuordnung, rückten eher nach innen ein oder nach vorne auf und doppelten unbeabsichtigt einen der bayerischen Sechser. Dadurch wurde der Passweg auf die FCB-Außenverteidiger geöffnet, ohne dass ein Mitspieler für rechtzeitigen Druck hätte sorgen können. Unter der folgenden Verschiebebewegung der verbliebenen Sechser litt die Horizontalkompaktheit im 96-Mittelfeld, sodass den Bayern das schnelle Erschließen von Räumen vor der Abwehr gestattet wurde. Ein gewisser Mangel an zentraler Präsenz, der besonders in dieser Saison auf Seiten des Rekordmeisters immer wieder zu sehen war, stand dem konsequenten Offenlegen dieser Schwachstellen durch die Münchner zwar oft im Weg, wurde aber vereinzelt auch durch gute Dribblings von Thiago und Götze ausgeglichen.

Nach einer dieser misslungenen Pressing-Aktionen im kollektiven Herausrücken bzw. Zurückziehen musste 96 dann den Führungstreffer der Bayern hinnehmen: Nach einem Rückpass rückte 96 erst nicht konsequent genug auf und zog sich anschließend nicht schnell genug wieder geschlossen zurück, sodass die Formation insgesamt zu wenig kompakt war und keinen Druck auf den Gegner erzeugte. Bayern konnte sich flach auf die rechte Seite lösen, wo Klaus seinen Gegenspieler Lahm unbehelligt ließ. Thiago konnte sich anschließend gegen die unsortiert stehenden Prib und Klaus durchsetzen und gelangte ins offene Zentrum. Salif Sanés Herausrücken aus der Abwehr öffnete den Passweg in die Tiefe auf Coman, dessen flache Hereingabe Anton vor die Füße von Lewandowski abwehrte. Der von Arkenberg abgefälschte Schuss landete zur Führung im Tor.

Hannovers Mittelfeldpressing lässt Bayern besser ins Spiel kommen

96 presste allerdings nicht dauerhaft am gegnerischen Strafraum, sondern zog sich immer wieder auch etwas weiter zurück. In diesen Phasen des tieferen Pressings und nach abgebrochenen Kontern staffelte sich die Stendel-Elf in einem kompakteren 4-1-4-1 um die Mittellinie herum, das mit nur kleineren Umformungen auch die Gestalt eines 4-4-1-1 und eines 4-5-1 mit einer flachen Fünferreihe im Mittelfeld annehmen konnte. Sobiech verstellte in dieser Ausrichtung eher passiv den Sechserraum oder den im Aufbau zentral postierten Thiago, während sich Fossum in wechselnder Intensität an Vidal und Boateng orientierte. Schmiedebach betätigte sich mal zentral absichernd, füllte ein paar Lücken, wenn einer der beiden zentralen Nebenmänner zum Flügel verschob, und rückte mal ebenfalls etwas heraus, um das Zentrum zu verdichten. Insgesamt deckte 96 damit die Breite im Mittelfeld recht gut ab, erzeugte eine relativ gute Präsenz in den beiden Halbräumen und konnte die Flügel ordentlich verschließen, sodass dem flügellastig spielenden Gegner immer wieder nur der unpassend direkte Weg in die Tiefe oder die Verlagerung und der Seitenwechsel blieben.

BB_Bayern-96tief

Vereinzelt übernahmen die beiden Flügelspieler jetzt das Anlaufen der bayerischen Innenverteidiger und zwangen den Gegner im Aufbau zur Entscheidung. Meistens lief es auf die diagonale Eröffnung auf die hoch und breit postierten Flügelstürmer hinaus, die in der Folge unterschiedliche Abläufe produzierten: Auf der linken Seite suchten Ribéry und Alaba nach möglichst dynamischen Durchbrüchen und banden gelegentlich Götze im Halbraum vor der Viererkette als Partner für schnelle Kombinationen ein. Auf der rechten Seite gab es einerseits weniger, andererseits zumindest etwas vielfältigere Versuche, für Durchschlagskraft zu sorgen, da Coman mal etwas einrückte, Lahm mal ins Zentrum startete oder Thiago von weiter außen und mehr aus der Tiefe zur Unterstützung bereit stand. Das gegenseitige Raumöffnen funktionierte in ein paar Szenen besser als auf der anderen Seite, entwickelte aber wegen schlechterer Anbindung ins Zentrum etwas weniger Torgefahr.

Hannovers Offensivansätze und schlechte Absicherung

In Sachen Offensivbemühungen verfolgte 96 den gleichen Plan wie in den letzten Wochen: Aus dem Aufbau heraus erfolgten lange Bälle in die offensiven Flügelzonen, in denen sich im Idealfall der Flügelspieler für den Durchbruch hinter die Abwehr und mindestens einer der zentralen Mittelfeldspieler für den zweiten Ball um Zielspieler Sobiech versammelt hatten. Bayern begegnete dieser Herangehensweise mit einem 4-4-1-1-Pressing, in dem Götze und Lewandowski die beiden höchsten Posten einnahmen. Bei der kurzzeitigen Einbindung von Schmiedebach oder Prib, der im Ballbesitz eine tiefere Rolle einnahm als der in die Halbräume aufrückende Fossum, rückte vereinzelt Vidal aus der Mittelfeldkette heraus. Ein wenig Torgefahr oder zumindest Offensivpräsenz konnte Hannover aber nur aus Szenen generieren, in denen der Ball im hohen Mittelfeld gewonnen oder nach einem gewonnen zweiten Ball gesichert werden konnte. Dann stellten die insgesamt sehr umtriebig auftretenden zentralen Mittelfeldspieler kurze Überladungen um die Flügelspieler herum her und konnten immerhin kurz den Ball in den eigenen Reihen halten. Nach einer etwas weniger stark ausgeprägten Szene auf der rechten Seite, der folgenden Verlagerung auf Klaus und dem vergebenen Nachschuss durch Fossum kam 96 zu seiner besten Gelegenheit der ersten Hälfte. Die Absicherung dieser Ballungen in den Offensivräumen fiel allerdings nicht immer sattelfest aus, sodass sich den Bayern ein offenes Mittelfeldzentrum und schnell zu überbrückende Konterräume ergaben. Zieler und Anton mussten nach solchen Szenen gegen Götze, Coman und Ribéry retten, um den Rückstand im Rahmen zu halten.

Leichte Umstellung beschert das 2:0

Nach etwas weniger als 30 Minuten passten sich die Bayern ein wenig an die häufiger auftretenden Phasen des tieferen 96-Pressings an und intensivierten im Ballbesitz vorübergehend ihre schon vorher gezeigten Tendenzen zum (asymmetrischen) 4-1-4-1. Dadurch kam auch nach den oben erwähnten Mustern die rechte Seite besser zur Geltung, wie sich direkt zeigen sollte. Götze trat auf der rechten und Vidal auf der linken Seite als Achter vor Sechser Thiago an. Als Bayern auf der linken Seite stecken blieb und den Ball verlagerte, zahlte sich dies gleich aus: Coman setzte sich gegen Albornoz durch und konnte gegen die zu zögerlich eingreifenden Prib und Klaus im Zwischenlinienraum Götze bedienen. Gegen den dazu eilenden Sané konnte sich der Nationalspieler in den Strafraum dribbeln und hob den Ball zum leistungsgerechten, aber doch hart erarbeiteten Halbzeitstand von 2:0 ins lange Eck.

Passive Bayern lassen 96 zum Abschluss kommen

Zu Beginn des zweiten Durchgangs setzten sich zwei Tendenzen fort, die schon kurze Zeit nach dem Treffer zum 2:0 zu sehen gewesen waren: Einerseits stellte Stendel minimal um und ließ Iver Fossum und Valmir Sulejmani die Positionen tauschen – der junge Wedemärker trat als zweite Pressingspitze an, während der Norweger auf der rechten Seite ein wenig zurückhaltender und aufmerksamer die Seite abdeckte. Bei den Bayern schien Guardiola durch das beständigere Zurückfallen von Vidal im Spielaufbau das Aufrücken und Entblößen des Mittelfeldzentrums durch Schmiedebach forcieren zu wollen. Dazu passten die jetzt etwas frühzeitiger angesetzten langen Bälle auf die entgegenkommenden Flügelspieler, bei deren Verwertung und Weiterleitung der jetzt wieder höher postierte Götze behilflich war. In den späteren Phasen der Ballzirkulation wich Götze außerdem immer öfter auf den linken Flügel aus und unterstützte mit dem nach innen ziehenden Ribéry den wieder stärkeren Linksfokus, während Vidal noch ein wenig öfter in die Sturmspitze nachstieß und Lahm auffälliger einrückte.

Nachdem Götzes Zurückfallen vom linken Flügel Arkenberg aus seiner Position gelockt und den Konterraum für Ribéry geöffnet hatte, kam Bayern kurz nach dem Wiederanpfiff zu einem Eckball. Den Abpraller versenkte Götze gegen die in einer nicht unbedingt stabilen Mischung aus Raum- und Manndeckung verteidigenden Hannoveraner zum 3:0. Mit der hohen Führung im Rücken ließ Bayern innerhalb seines mittlerweile recht unsauberen Positionsspiels den Ball etwas ruhiger laufen, umspielte geschickt ein paar Mal die Aufrück-Signale für das 96-Pressing und störte seinerseits höher, um die Spielkontrolle zu erhöhen. Nach einem Einwurf und einem schönen Pass von Schmiedebach kam Prib dennoch zu einem gefährlichen Distanzschuss.


Auch nach der Einwechslung von Gülselam für Sulejmani und Rafinha für Coman gestattete der Meister dem Absteiger ein paar Abschlüsse. Mit Götze auf dem Flügel, Rafinha als Rechtsverteidiger, Lahm vor der Abwehr und Thiago in der Götze-Rolle verlor Bayern gegen den Ball ein wenig an Konsequenz und Kompaktheit, zeigte sich im Gegenpressing etwas nachlässig und gab 96 mehr Zeit für die zweite Welle im Angriff. Darüber hinaus litt auch unter Götzes deutlich gesunkener Präsenz auf dem Flügel die Offensivkraft der Hausherren. Hannover kam dank der gesunkenen Präsenz der Münchner bei zweiten Bällen im Mittelfeldzentrum (bei gleichzeitig besserer Absicherung im Zentrum durch Gülselams Präsenz) leichter an den Strafraum und zu einer guten Chance durch Prib, der jetzt auf dem linken Flügel spielte (Felix Klaus bis zu seiner Auswechslung zu Gunsten von Tim Dierßen dafür in zentral-offensiver Rolle). Nach einem schönen Heber von Gülselam auf Sobiech gelang der Stendel-Elf fast schon folgerichtig der Ehrentreffer, der nach einer guten Balleroberung von Prib und der anschließenden Großchance fast noch den Grundstein für mehr hätte gelegt haben können. Mit zwei Distanzschüssen von Gülselam und einer Chance für Anton nach einem Freistoß sendete 96 weitere offensive Lebenszeichen.

Fazit

Anschließend sorgte Bayern über die linke Seite mit Lewandowski, Ribéry und Alaba jedoch wieder für mehr Entlastung und konnte mit ein paar Schnellangriffen das Spiel wieder zu den eigenen Gunsten wenden. Allein Zieler verhinderte mehrmals einen höheren Rückstand, sodass es beim 3:1-Heimsieg bei Guardiolas letztem Spiel als Bundesliga-Trainer und Hannovers Abschiedsvorstellung blieb. Ein paar ordentliche Flügelmechanismen – über die linke Seite mit dem Ausweichen von Lewandowski, dem Zurückfallen von Ribéry, der Dynamik von Alaba, über die rechte Seite mit Lahms Rolle im Zusammenspiel mit Thiago und Coman – und ein paar gute Einzelaktionen von Götze und Thiago besorgten Bayern am Ende den Sieg. Hannover setzte wieder auf eine aggressive, manchmal etwas plumpe und anfällige Pressing-Strategie und konnte damit trotz ein paar kleinerer Fehler einiges an Gegenwehr anbieten. Auch das tiefere Pressing mit breitem Mittelfeldband und den einsatzfreudigen Zentralspielern wusste überwiegend zu überzeugen, sodass sich 96 dank einer Zwischenoffensive gegen passivere Münchner mit einem Treffer belohnen konnte. Auch am Ende dieses Spiels bleibt die bittere Erkenntnis: 96 hatte von Anfang an einen bundesligatauglichen Kader. Und steigt doch als abgeschlagener Tabellenletzter ab.

Spieler des Spiels

Aus 96-Sicht wussten in dieser Partie mehrere Akteure zu überzeugen. Wie üblich machte es (uns zumindest) Spaß, Miiko Albornoz dabei zuzusehen, was er sich auf engem Raum in schwierigen Situationen ausdenken würde. Wie üblich zeigte Manuel Schmiedebach in einer nicht optimalen Rolle Spielübersicht, technisches Können, Laufstärke und ein kluges Verhalten im Raum. Wie so häufig machte Edgar Prib vieles richtig, zeigte auf verschiedenen Positionen eine hohe Aktions- und insgesamt betrachtet hohe Erfolgsrate, zeigte sich gewohnt balancierend und ausgleichend, spielte ein paar gute Pässe – und hinterließ mit wenigen misslungenen Aktionen einen negativen Gesamteindruck. Wie üblich machte Salif Sané viele Sachen, die wir nicht unbedingt verstanden haben, und gewann ein paar Kopfballduelle. Wie üblich machte Ron-Robert Zieler praktisch nichts falsch und sehr viel gut. Iver Fossum (Attackieren von zweiten Bällen und anschließendes Ballverteilen) und Artur Sobiech (Wandspielen, Ball halten, Zielspieler) erfüllten wie schon zuletzt wichtige, aber ein bisschen unprominente Rollen. Wenn man uns zur Entscheidung zwingen würde, müssten wir uns aber wohl wie üblich für Schmiedebach entscheiden.

War’s das hier jetzt bis zum Zweitligastart? Nein, eine Bullet haben wir noch. Eher zwei. Wenn wir irgendwo noch ein bisschen mehr Motivation auftreiben können, vielleicht sogar drei. Analysen dieses quantitativen Ausmaßes wird es in der zweiten Liga aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben. Das gibt vermutlich weder die taktische Ausrichtung von 96, noch die Liga an sich her. Irgendwann nervt’s auch. Aber irgendwie geht alles immer weiter.

3 Kommentare

  • JaboIbehre sagt:

    Eigentlich wollte ich heute noch ein paar Fragen stellen, aber ich warte erst einmal ab, was hier noch kommt in den nächsten Wochen…

    Für heute nur: Vielen Dank, Jaime und Kaliban, für niemalsallein.de!

    Ich hoffe sehr, dass ihr auch in den taktischen Niederungen der zweiten Liga häufiger hier von euch hören lasst – sicher wäre ich nicht der einzige, der eure Analysen und Reportagen hier sehr vermissen würde. 🙂

    • Erdmaennchen sagt:

      Jo, schließe ich mich vollkommen an! Ohne Euch wäre die epochale Schlechtheit der Verantwortlichen und Entscheidungsträger nur schwer auszuhalten gewesen 🙂

      • you_never_walk_alone sagt:

        Ja, ich schließe mich auch von ganzem Herzen dankbar an.
        Für mich ist der Punkt, dass ich, egal ob ich den Kicker oder Madsack
        lese oder TV gucke oder in Foren lese, ich nirgendwo etwas
        Substantielles über Fußball erfahre. Immer werden nur
        Einzelaktionen und das Auftreten einzelner Spieler bewertet. Ich
        empfinde das meistens als vertane Zeit, so was zu lesen oder
        sehen.

        Für mich ist das vollkommen ungewohnt: Bei allen Dingen, für die ich mich ansonsten interessiere, über die ich mich informiere oder für die mich engangiere, ist das intellektuelle und fachliche Niveau wesentlich höher als bei Fußball. Dabei wird über keine dieser Dinge so viel geschrieben, nehmen die alle öffentlich nicht diesen Raum ein – auch wenn einige politischen Themen dies mehr als verdienten – und die Leute drumherum verdienen auch nicht so viel Geld wie beim Fußball.

        Diese Diskrepanz von Öffentlichkeit, Menge der Interessierten,
        Resonanz, Geld und dem Diskursniveau finde ich unglaublich.

        Das allgemein gebotene Niveau ist mir zu gering, das der
        Spielverlagerung mit oft zu hoch und zu anstrengend – denn ich bin
        nur bedingt bereit, in sowas Unwichtigen wie Fußball Zeit zu
        investieren. Das, was Jaime schreibt, ist für mich angemessen. Es fordert mich, ist aber noch verständlich geschrieben, ich lerne was dazu (Ganz wesentlicher Punkt für mich, wenn ich was lese, möchte
        ich was dazulernen.).

        Daher vielen Dank oder auch nicht: Vermutlich hätte ich mich
        gelangweilt vom Fußball bereits mehr abgewandt, wenn es diese Seite
        nicht gäbe.

        Diese von mir bemängelte Inkompetenz findet ihre Fortsetzung in
        der Führungsriege von Hannover 96 und als Resultat den verdienten
        Abstieg. Streng genommen sehe ich das so und idealistisch gesehen,
        hoffe ich, dass dieser Blog einen fachlich orientierten Diskurs
        befördert, der letztlich auch 96 und der Bundesligastadt Hannover
        gut zu Gesicht stünde.

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